Die Elternsprecherin

Ines Wallrodt über Familienministerin Schwesig, die Kinder stärken will

Wer wie Manuela Schwesig ein Familienwahlrecht unterstützt, gibt ohne Not ein demokratisches Grundprinzip auf: das der Wahlgleichheit, »one man, one vote«. Ihre Äußerung zum 25. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention wirkt zudem so, als hätte die Familienministerin den Kern des Übereinkommens nicht verstanden: Denn das gibt Kindern gerade Individualrechte, auch gegen prügelnde, desinteressierte, unfähige Erzeuger. Selbstverständlich vertreten Eltern oft die Interessen ihrer Kinder, aber jeder weiß, dass beide auch oft nicht dasselbe wollen. Schon bei den U18-Wahlen verteilen Kinder und Jugendliche ihre Stimmen regelmäßig anders als Erwachsene. Wer ihren Einfluss unbedingt durch das Wahlrecht stärken will, muss das Wahlalter absenken. Der gängige Einwand, Kinder und Jugendliche seien nicht zurechnungsfähig, ist Quatsch. Bei ihrem Vater wird auch nicht überprüft, wie aufgeklärt seine Wahlentscheidung ist oder ob er überhaupt von seinem Recht Gebrauch macht. Zwölfjährige mögen von Mama beeinflussbar sein, aber beraten sich Erwachsene nicht oder folgen Autoritäten? Dürften Kinder wählen, würde sich Politik stärker um ihre Bedürfnisse kümmern. Mitentscheiden zu können, stärkt zudem Selbstbewusstsein und Mündigkeit. In der Tat, Kinder sollten eine stärkere Stimme in der Politik haben. Aber nicht durch ihre Eltern. Sondern eine eigene.

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