Papiertiger gegen Wutbürger

Sarah Liebigt über die vom Berliner Parlament verabschiedete Resolution für Flüchtlinge

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Fraktionen im Abgeordnetenhaus haben an diesem Donnerstagvormittag eine Resolution verabschiedet. Ausgegeben wird die Parole »Flüchtlinge sind willkommen – Berlin tritt ein gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit«. Man trage gemeinsam die Verantwortung für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen und setze »auch auf die Solidarität und die Unterstützung der Berliner«.

Miau. Die Verfasser dieser Zeilen lesen wohl weder Zeitung, noch haben sie sich jene Berliner mal angeguckt, auf deren Solidarität sie setzen. Diesen Papiertiger hauen die Menschen, die jede Woche gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen, mit ihren Wutbürgerschildern einfach platt. Mit Schildern, auf denen steht: »Ich bin kein Nazi«, »Nein zum Heim« und »Berlin wehrt sich«. Niedergebrüllt mit der Parole »Wir sind das Volk« kann dieses Papierkätzchen nur noch den Schwanz einklemmen und sich hinter der nächsten Hausecke verstecken. Es hat bestimmt gedacht, weil es doch von den Volksvertretern losgeschickt wurde, könne ihm gar nichts passieren.

Aber vermutlich muss man diese Resolution begrüßen und sogar feiern, wenn man bedenkt, wie »einig« sich die Fraktionen, darunter auch die zwei regierenden Parteien, in diesem Jahr bisher waren. SPD und CDU fochten einen Kleinkrieg miteinander aus, stellten Gutachten gegen Gutachten, als es darum ging, das mit den in Kreuzberg protestierenden Flüchtlingen ausgehandelte »Einigungspapier Oranienplatz« umzusetzen.

Ein Willkommensfest schlägt der Senat unter anderem vor. Das sollen jene Kieze ausrichten, in denen die schmucken Containerstapel errichtet werden. Kann mir bestens vorstellen, wer dann dazu aufruft, da mal »vorbeizugucken«.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.