Hilfe zur Selbsthilfe

Klaus Joachim Herrmann über Putins Botschaft an die Nation

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Selbst der US-Präsident konnte die Rede seines russischen Amtskollegen zur Lage der Nation kaum erwarten. Warum sonst platzierte er seine Kritik noch vor den Auftritt des Rivalen. Dass Putin improvisiere und von der Eskalation überrascht worden sei, war dann eine steile These. Die passte so gar nicht dazu, dass Russland westweit als planvoller Universalschuldiger für jedes nur denkbare Übel herhalten soll.

Putin sieht die Welt etwas anders. Wenn Russland stärker werde, wolle es der Westen »eindämmen«. Diese Sicht hat etwas: Die Perestroika und der Untergang der Sowjetunion wurden bejubelt, die Wirren der Herrschaft Jelzins bis zum Beschuss eines frei gewählten Parlaments beifällig begleitet. Doch die Stabilisierung Russlands und dessen Rückbesinnung auf eigene Interessen über den Rahmen einer »Regionalmacht« hinaus, mobilisierten USA, NATO und EU.

Der Kremlchef hält dagegen. Die geschundene Ostukraine dient ihm als Beispiel für das, wovor die Krim habe errettet werden können. Einer »Unterwerfungspolitik« des Westens beuge er sich jedenfalls nicht. Obwohl international schon fast geächtet, erfreut er sich daheim höchsten Ansehens.

Der Westen macht Putin stark. Dessen Sanktionen will der Kremlchef nach diesem Muster einer überfälligen Modernisierung der eigenen Wirtschaft dienstbar machen. Ist die Welt feindlich, hilft sich Russland selbst, lautete die Botschaft an die Nation - und darüber hinaus.

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