Autowahn statt Feiermetropole
Martin Kröger über die A 100-Verlängerung und die Clubkultur
Die Trasse für die Verlängerung der A 100 von Neukölln nach Treptow ist jetzt erneut ein Fall für Richter. Dass sich das irrsinnige Projekt juristisch aufhalten lässt, hat sich allerdings bereits vor einigen Jahren vorm Bundesverwaltungsgericht zerschlagen. Wer die Verlängerung der A 100 wirklich stoppen will, muss dies politisch tun. Die vollmundigen Ankündigungen des neuen Stadtentwicklungssenators Andreas Geisel (SPD), die A 100 bis mindestens an die Frankfurter Allee zu verlängern, zeigen, dass die Auseinandersetzung bereits in vollem Gange ist.
Ein wichtiges Argument gegen die Pläne ist, dass Geisel der Attraktivität Berlins und seiner Wirtschaft mit seinen Plänen schweren Schaden zufügt. Denn auf der nächsten Etappe der Stadtautobahn vom Treptower Park bis zur Frankfurter Allee haben sich in den vergangenen Jahren einige Clubs angesiedelt, die maßgeblich die feierwütigen Jugendlichen aus der ganzen Welt nach Berlin locken. Geisels Betonträume bedrohen hier unter anderem die »Wilde Renate«, das »about blank« oder den »Hangar«. Für Nicht-Szene-Kenner mögen diese seltsame Namen keinerlei Bedeutung haben. Global gesehen begründen diese Clubs jedoch Berlins legendären Ruf. Die Clubs sind auch ein ernsthafter Wirtschaftsfaktor: Hunderte Jobs sind hier rund um das Ostkreuz entstanden.
Dass ein Stadtentwicklungssenator dies offenbar nicht auf dem Schirm hat, ist indes fatal. Wie schon das Überpinseln des Street-Art-Gemäldes an der Cuvrybrache mit schwarzer Farbe jüngst zeigte, ist Berlin gerade dabei seinen Ruf zu verspielen - und vorneweg marschiert dabei der Senat.
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