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Von Japan nach Leipzig: Aus Liebe zur Musik

Takao Nakagawa erfüllte sich seinen Traum und baut sowie repariert in seiner eigenen Werksatt Blasinstrumente

  • Heidrun Böger, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Schon als Jugendlicher war Takao Nakagawa fasziniert von Blasinstrumenten. Vom Spielen kam er zum selber Bauen, erwarb den Meistertitel und beschäftigt heute auch einen Gesellen.

Die Liebe zur Musik führte Takao Nakagawa nach Leipzig: »Schon als Jugendlicher habe ich Posaune in einem Blasorchester in meiner Heimat in Japan gespielt und war fasziniert.« Ein solches Instrument herstellen zu können, war sein Traum. Der ließ sich in Japan jedoch nicht verwirklichen. Dort gibt es zwar viele Blasinstrumente, die werden aber aus dem Ausland importiert. Vor Ort gibt es nur Reparaturwerkstätten.

Kurz entschlossen flog Takao Nakagawa im Jahr 2004 nach einer zweijährigen handwerklichen Ausbildung in Japan nach Deutschland: »Deutsch hatte ich ein bisschen am Goethe-Institut gelernt, am Anfang war es sehr schwer mit der Sprache.« Der damals 24-Jährige landete zunächst in Markneukirchen und kam dann nach Leipzig zu Friedbert Syhre, der hier mit seinem Sohn Frank das Musikhaus Syhre betrieb. Der inzwischen verstorbene Metallblasinstrumentenmacher bot dem jungen Japaner eine Lehre an, allerdings verkürzt von drei Jahren auf ein Jahr. Schließlich konnte Nakagawa ja schon etwas. Bis heute profitiert er vom Wissen und den Erfahrungen von Vater und Sohn Syhre.

Bei Syhre lernte er das Handwerk von der Pike auf. Deutschland ist weltweit bekannt für seine gute Ausbildung, nur hier und in den USA können Metallblasinstrumentenmacher alles lernen, was sie wissen und können müssen. Später hängte Takao Nakagawa seinen Meister an einer Schule in Baden-Württemberg dran. Das Schwäbische dort kam ihm zunächst wie eine weitere Fremdsprache vor.

Seit letztem Jahr ist der Metallblasinstrumentenmacher-Meister mit seiner Werkstatt in Leipzig-Gohlis selbstständig, mit Hermann Jenß beschäftigt er einen Gesellen. Zu zweit widmen sie sich der Herstellung und Reparatur von Trompeten, Tuben, Posaunen und Hörnern. Mal klappern die Ventile, mal sind sie »fest«, oder es ist etwas auszubeulen. Takao Nakagawa baut auch historische Instrumente nach und restauriert ältere Stücke. Die Werkstatt arbeitet vor allem für Musiker in und um Leipzig, aber auch in Sachsen und deutschlandweit.

Instrumente hat Takao Nakagawa schon in die USA und nach Venezuela verkauft und natürlich in seine japanische Heimat, zu der er gute Kontakte pflegt.

Nach Hause, wo seine Eltern und Geschwister leben, fliegt er allerdings nur selten: »Das letzte Mal vor drei oder vier Jahren.« Zum einen ist der Flug teuer, zum anderen lohnt sich die weite Reise ans andere Ende der Welt nur, wenn er auch einige Wochen bleibt. »Und hier in der Werkstatt ist immer viel zu tun«, sagt der 34-Jährige. Längst ist er heimisch geworden in Leipzig. Er lebt hier mit seiner japanischen Frau und seinem fünfjährigen Sohn, der natürlich besser Deutsch spricht als seine Eltern, wobei Nakagawas Deutsch wirklich gut ist. Gekocht wird zu Hause übrigens Japanisch, aber der Meister liebt das deutsche Bier. »In Japan gibt es auch Bier, aber das ist doch etwas anderes«, meint er mit einem Schmunzeln.

Bis zum letzten Jahr spielte der Musikliebhaber selbst Posaune im Jugendbrass Orchester Leipzig, doch eine Mandeloperation setzte dem vorübergehend ein Ende. Auch nach zehn Jahren im Beruf merkt man ihm die Freude an der Arbeit an. Was gefällt ihm besonders? »Ich kann das Ergebnis meiner Arbeit erleben, indem ich auf dem Instrument spiele. Das finde ich toll.«

Takao Nakagawa in seiner Werkstatt. In der Hand hält er ein im Musikhaus Syhre speziell entwickeltes Horn, das »Corno da caccia«, mit dem man speziell Werke von Bach spielen kann. Die Entwicklung, die Horn und Trompete in einmaliger Form vereinigt, fand weltweit Beachtung.

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