Überprüfung der Qualität unerwünscht
Martin Ling über Evaluierung in der Entwicklungspolitik
Es sollte ein Prunkstück in der Entwicklungszusammenarbeit werden: Das 2012 vom damaligen Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) aus der Taufe gehobene unabhängige Deutsche Evaluierungsinstitut (DEval). Damit wollte Niebel der Unsitte ein Ende setzen, dass Projekte von Institutionen auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, die selbst in die Durchführung involviert sind und wenig Interesse an allzu kritischer Aufarbeitung haben. Unter der Hand gaben Gutachter durchaus preis, dass man sich ein klares Urteil zur Einstellung eines Projektes wohlweislich überlegen sollte, fällt damit doch ein potenzieller lukrativer Folgeauftrag weg ...
Knapp drei Jahre danach ist die erste Bilanz mehr als dürftig: Laut dem ARD-Magazin »Report Mainz« hat das DEval bis dato lediglich zwei Evaluierungsberichte fertiggestellt. Und »Report Mainz« sieht die Schuld weit weniger bei »faulen« Gutachtern als vielmehr beim Bundesentwicklungsministerium (BMZ), denn »Abteilungsleiterstellen wurden nie besetzt, wichtige Daten kamen nicht an«.
Offenbar hat das BMZ unter Niebel-Nachfolger Gerd Müller wenig Interesse, Sinn und Unsinn von Entwicklungsprojekten auf den Prüfstand zu stellen. »Mit den 7,2 Millionen Euro, die das im Jahr kostet, können wir auch andere sinnvollere Sachen machen«, hat Müller im Entwicklungsausschuss verlauten lassen. Darüber lässt sich trefflich streiten; darüber, dass Entwicklungsprojekte unabhängig überprüft gehören, jedoch nicht. Dass gebremst wird, obwohl bei der Begutachtung durchaus schwammige Kriterien wie Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zugrunde gelegt werden sollten, lässt befürchten: Um die Qualität der deutschen Projekte kann es nicht gut bestellt sein.
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