Ex-Minister: Ostdeutsche haben Streiten nie gelernt

CDU-Politiker Hans Joachim Meyer: »Pegida« zeige unterentwickelte Streitkultur

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Berlin/Dresden. Der frühere sächsische Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer (CDU) sieht in »Pegida« ein typisch ostdeutsches Phänomen. »Die Ostdeutschen sind immer noch verblüfft, wenn ihre Meinungsäußerung auf Widerstand trifft«, sagte Meyer am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung seiner Autobiografie »In keiner Schublade - Erfahrungen im geteilten und vereinten Deutschland«. Außer im kirchlichen Rahmen hätten die Menschen in der DDR keine Chance zur Entwicklung einer Streit- und Debattenkultur gehabt. Gemeinsam sei man immer nur gegen etwas gewesen, ohne groß differenzieren zu müssen. »Die Notwendigkeit, die eigene Haltung argumentativ zu verteidigen, gab es bis '89 praktisch nicht«, so Meyer.

In »Pegida« spiegele sich etwas wieder, was er als »ML-Erfahrung« der Ostdeutschen bezeichnen würde, sagte der langjährige Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK) weiter: »Man hält den Mund, und denkt sich seinen Teil.« Der Pflichtunterricht in »Marxismus-Leninismus« (ML) war fester Bestandteil politischer Agitation in jeder Art von Ausbildung in der DDR, egal ob Lehre, Studium oder Fortbildung. Offene Debatten waren in dem Unterricht unerwünscht oder wurden unterbunden. epd/nd

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