Sicherheitsbehörden im eigenen Saft
René Heilig erlebte beim Europäischen Polizeikongress, wie Eigenlob Beifall findet
Nein, es gab am Tagungsort des Europäischen Polizeikongresses in Berlin keine Schilder mit der Aufschrift: Kritik verboten. Wozu auch? Es war der 18. Kongress seiner Art. Inzwischen ist jedermann klar, dass es da hinter den Polizeiabsperrgittern lediglich um Eigenlob und Perfektion des Befohlenen geht. Selbst Podiumsdiskussionen leben nur von Stichwortgeberei. Allenfalls in den Fachforen trifft man auf unterschiedliche Nuancen - wenn es um die beste Umsetzung von polizeilichen Methoden und Taktiken geht.
Dennoch bliebe es dem Mann von der Frontex-Grenzschutzagentur unbenommen zu sagen: Ja, wir machen einen miesen Job! Er hätte zumindest fragen können, warum Abschottung über Menschlichkeit geht und das Mittelmeer so zu einem Friedhof wird. Aber nein, er lobte seine Operationen »Poseidon« und »Triton«. Schuld an allem seien Schlepper. Sicher: Jene, die aus der Not der Bürgerkriegs- und Hungerflüchtlinge Reichtum generieren, sind Verbrecher. Doch warum fragt der mit allen Sicherheitsdiensten so gut vernetzte Frontex-Abteilungsleiter der deutschen Bundespolizei sich und die Kollegen nicht auch: Was können wir tun, um Menschen, die solchen Gangstern ausgeliefert sind, die Hand zu reichen - bevor sie im Meer ersaufen? Weil ihm dieses Denken nicht befohlen wurde? Weil er ja nur ein Rädchen ...? Weil die Politik ...? Und sowieso: Wir sind die Guten. Beifall. Nächster Redner.
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