Hindenburg bleibt 
Ehrenbürger

SPD und CDU votierten für den Erhalt der Würde für den Ex-Reichspräsidenten

  • Lesedauer: 2 Min.

Der frühere Reichspräsident Paul von Hindenburg bleibt Ehrenbürger Berlins. Das Abgeordnetenhaus lehnte am Donnerstagnachmittag einen Antrag der Linkspartei ab, die Hindenburg von der Liste streichen wollte. Dessen Ehrenbürgerschaft sei schlicht unerträglich, erklärte der LINKE-Abgeordnete Wolfgang Brauer. Hindenburg habe schließlich Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt. Grüne und Piraten unterstützten den Antrag der LINKEN, SPD und CDU aber nicht. Damit scheiterte der dritte Versuch, Hindenburg die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen. »Seit Juni 2014 schmorte unser Antrag im Kulturausschuss, wo die Koalition mit ihrer Mehrheit die Beratung verhinderte«, so die Linkspartei.

Der seinerzeitige Reichspräsident und der wenige Wochen zuvor von ihm ernannte Reichskanzler seien in Würdigung »ihrer Verdienste um die nationale Wiedergeburt der Stadt Berlin« zu Ehrenbürgern der Reichshauptstadt worden, heißt es in der Begründung des Linkspartei. In der Sprache des »Dritten Reiches« war damit nichts anderes gemeint als die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur, für die Hindenburg ein entscheidender Akteur war.

Der frühere Reichspräsident verdiene die Ehrenbürgerwürde nicht, sagte auch die SPD-Abgeordnete Brigitte Lange. Das treffe aber auf viele andere auch zu. Daher solle die gesamte Liste überprüft werden.

Der CDU-Abgeordnete Uwe Lehmann-Brauns betonte, Hindenburgs Rolle bei der Ernennung Hitlers dürfe nicht die einzige Grundlage einer Entscheidung sein. Er habe zuvor jahrzehntelang die Weimarer Republik loyal verteidigt. Der Antrag der Linken verschweige diese politischen Umstände.

Hindenburg war 1933 zum 58. Ehrenbürger von Berlin ernannt worden. Die ebenfalls 1933 an Hitler verliehene Ehrenbürgerschaft wurde im Dezember 1948 aberkannt. Städte wie Dortmund, Leipzig und München haben Hindenburg bereits von ihrer Liste der Ehrenbürger gestrichen. nd/dpa

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