Profiteur der Armut

Christian Klemm über die Klage gegen den Discounter KiK

  • Lesedauer: 2 Min.

Jeder Kunde könne sich von der »Socke bis zur Mütze« für unter 30 Euro bei KiK einkleiden, behauptet der zur Tengelmann-Gruppe gehörende Textildiscounter. Dass dieses Preisniveau nicht nur mit großen Einkaufsmengen und der Ausschaltung des Zwischenhandels zu erklären ist, sondern vor allem mit katastrophalen Arbeitsbedingungen zusammenhängt, unter denen die Socken und Mützen gefertigt werden, dürfte wohl auf der Hand liegen. Die Folge dieses Billigprinzips sind hunderte tote und verletzte Fabrikarbeiter in Bangladesch und Pakistan. Hunderte Kinder sind nun auf Armenspeisungen angewiesen, weil Mama oder Papa kein Geld mehr nach Hause bringen können.

KiK ist mehr als ein geschäftstüchtiger Bekleidungskonzern, der sich gegen hartnäckige Widersacher auf internationalem Parkett durchsetzen muss. Wie nur wenige Unternehmen steht der Discounter für die eklatanten Widersprüche des hoch entwickelten Kapitalismus unserer Zeit: Zum einen schuften Menschen in der sogenannten Dritten Welt für die Firma, um ihre Familien irgendwie über die Runden zu bringen. Zum anderen bleibt Millionen Menschen in der Bundesrepublik nichts anderes übrig, als mit 30 Euro in der Hand in eine der Billigfilialen zu gehen. Gründe sind die kargen Hartz-IV-Regelsätze, Reallohnverluste, Billigjobs und wachsende Altersarmut. Socken und Mützen mit dem Fair-Trade-Siegel haben eben ihren Preis, den viele Deutsche längst nicht mehr aufbringen können.

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