Proteste nach brutaler Festnahme von schwarzem Studenten in Virginia

An Baum hängende Leiche eines Schwarzen in Mississippi entdeckt

  • Lesedauer: 2 Min.

Washington. Die brutale Festnahme eines schwarzen Studenten, dem der Zutritt zu einer Bar verweigert worden war, hat die Rassismus-Debatte in den USA weiter angeheizt. Der 20-jährige Student Martese Johnson von der Universität von Virginia in Charlottesville hatte am frühen Mittwochmorgen vergeblich versucht, in eine Bar zu kommen. Weiße Beamte der Alkoholkontrolle gingen bei seiner anschließenden Festnahme offenbar so brutal vor, dass seine Schnittwunden mit mehreren Stichen genäht werden mussten.

Aufnahmen des blutüberströmten Studenten, der von den Beamten am Boden festgehalten wurde, sorgten im Internet für Aufsehen. Hunderte Menschen versammelten sich zu einer spontanen Protestkundgebung auf dem Campus der Universität. Die Polizei kündigte Ermittlungen zu den Umständen von Johnsons Festnahme an.

Er sei schockiert gewesen, als sein Gesicht gewaltsam auf das Pflaster gestoßen wurde, erklärte Johnson am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit seinem Anwalt, wie die »Washington Post« berichtete. Er habe nur einen Gedanken gehabt, »wie kann so etwas nur geschehen?« Bei dem Protest am Mittwochabend hatte er die Demonstranten zum »gegenseitigen Respekt« aufgerufen.

Unklar waren zunächst die Hintergründe des Vorfalls. Johnsons Anwalt Daniel Watkins sprach von einem Missverständnis wegen des Ausweises, den der 20-Jährige vorgezeit habe. Dieser sei aber nicht gefälscht gewesen. Anschließend sei Johnson von den Beamten der Alkoholkontrolle zu dem Ausweis befragt worden. Der Wortwechsel habe schließlich damit geendet, dass Johnson »auf den Boden geworfen wurde« und tiefe Schnittwunden im Gesicht und am Kopf erlitt.

Nach Angaben der Polizei wird Johnson Fluchen und Trunkenheit in der Öffentlichkeit sowie Behinderung der Justiz vorgeworfen. Universitätsleiterin Teresa Sullivan protestierte gegen die Behandlung des Studenten: »Festgenommen zu werden sollte nicht dazu führen, dass man genäht werden muss«, sagte sie der »Washington Post«.

Für weiteres Aufsehen sorgte unterdessen der Fall eines Schwarzen aus dem südlichen Bundesstaat Mississippi, dessen an einem Baum hängende Leiche am Donnerstag von der Polizei entdeckt wurde. Unklar war nach Angaben der Behörden zunächst, ob er ermordet wurde oder Suizid beging. Die Bundespolizei FBI nahm Ermittlungen auf.

Der Mann wurde demnach seit dem 2. März vermisst. Auf der Suche nach ihm entdeckten Polizisten seine Leiche schließlich in einem Wald unweit seines Hauses in Port Gibson. Die schwarze Bürgerrechtsbewegung NAACP rief die Bundesbehörden auf, den Fall zu untersuchen, wie der lokale Fernsehsender WJTV berichtete. afp/nd

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