Win-Win-Situation? Zeitarbeitsfirma will Flüchtlinge

Asylsuchende sollen gegen Fachkräftemangel helfen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Hunderttausende Flüchtlinge führen in Deutschland aufgrund des Arbeitsverbots ein Leben unterhalb des Existzensminimums. Gleichzeitig sind Hunderttausende Arbeitsplätze unbesetzt. Die Zeitarbeitsfirma Manpower macht daraus eine Geschäftsidee.

Ein großer Teil der Flüchtlinge könnte aus ihrer Sicht der Zeitarbeitsfirma Manpower viel früher eine Arbeit in Deutschland aufnehmen. »Wenn wir die Möglichkeit hätten, Flüchtlinge relativ schnell in Jobs zu bringen, das wäre doch sensationell - für alle«, sagte Manpower-Chef Herwarth Brune der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Viele Flüchtlinge seien jung und brächten Fachkenntnisse mit.

Bis zur Anerkennung als Kriegsflüchtling oder politischer Flüchtling dürfen sie aber nur in wenigen Ausnahmefällen arbeiten, bei Zeitarbeitsfirmen dürfen sie nicht anheuern. Manpower fordert, diese Vorgabe zu lockern. »Warum nicht schon anfangen, bevor das Verfahren entschieden ist?« Bei Syrern beispielsweise sei es sehr wahrscheinlich, dass ihr Asylverfahren angenommen wird.

»Also warum warten, bis das nach neun Monaten durch ist?«, meinte Brune. Manpower sei bereit, sich in einem Pilotprojekt mit der Bundesagentur für Arbeit die Kosten für Sprachkurs und Eingliederungsmanagement zu teilen, wenn man die Flüchtlinge dann auch unter Vertrag nehmen dürfe.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet in diesem Jahr mit 300 000 Asylanträgen, etwa die Hälfte mehr als 2014. »Es sind eine Million offene Stellen da, und da sind Menschen, die unsere Sozialsysteme belasten«, sagte Brune. »Warum nicht gleich in Jobs bringen? Dann stehen sie nicht auf der Straße, sind produktiv, steigern ihr Selbstwertgefühl und tragen zu den Steuereinnahmen bei - das ist alles Win-Win-Win.«

Nach Angaben der Bundesagentur hat etwa jeder fünfte Asylbewerber einen Hochschulabschluss, etwa jeder dritte bringt einen Abschluss mit, der dem deutschen Facharbeiter entspricht. »Alle die kommen, wollen Geld verdienen, sie wollen keine Allmosen«, sagte Brune über die Flüchtlingsströme. »Wir sollten froh sein um jeden, der nach Deutschland kommen will.« dpa/nd

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