Schabowskis Zettel wiederentdeckt

Haus der Geschichte in Bonn stellt historische Notiz aus

  • Lesedauer: 2 Min.

Bonn. Der Notizzettel des SED-Politbüro-Mitglieds Günter Schabowski aus seiner historischen Pressekonferenz vom 9. November 1989 ist nach Jahrzehnten wieder aufgetaucht. Er ist nun im Haus der Geschichte in Bonn. Schabowski hatte kurz vor der Pressekonferenz auf dem Zettel notiert, worüber er vor den Journalisten in welcher Reihenfolge sprechen wollte. Am Ende steht: »Verlesen Text Reiseregelung«.

Dabei handelte es sich um eine am selben Tag beschlossene Regelung, wonach DDR-Bürgern künftig Reisen in den Westen erlaubt sein sollten. Allerdings hatte es sich die SED-Führung so vorgestellt, dass diese Reisen nur unter bestimmten Auflagen und auch erst vom nächsten Tag an beantragt werden konnten. All das war Schabowski entgangen. Auf die Frage eines Journalisten, ab wann die neue Regelung denn gelte, antwortete er mit den legendären Worten: »Sofort, unverzüglich.« Dies führte noch in derselben Nacht zum Fall der Berliner Mauer.

Schabowskis Sprechzettel galt als verschollen, seit er ihn 1991 an einen Bekannten gegeben hatte. Nun meldete sich der Eigentümer, ebenfalls aus Schabowskis Bekanntenkreis. Ihm kaufte das Bonner Museum das Dokument für 25 000 Euro ab. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, sagte der Deutschen Presse-Agentur: »Dies ist eines der wenigen Dokumente der jüngeren Zeitgeschichte, von dem man sagen kann, dass es die Weltgeschichte beeinflusst hat.« Von diesem Donnerstag an ist der Zettel im Haus der Geschichte ausgestellt. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal