Netzwerk für Flüchtlinge gegründet

Wohnungsunternehmen in Sachsen starten Projekt

  • Christiane Raatz, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.

Sachsens Wohnungswirtschaft will sich in Zukunft stärker für die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen engagieren. »Wir sind ohnehin gefordert, was die dezentrale Unterbringung angeht«, sagte der Direktor der sächsischen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vdw), Rainer Seifert, der Deutschen Presse-Agentur. Für die Gründung eines Integrationsnetzwerks hat sich der Verband gerade erst mit 14 regionalen Unternehmen sowie mit zwei weiteren Verbänden zusammengeschlossen. Mit dem neuen Projekt »Ankunft-Zukunft« soll eine zentrale Anlaufstelle geschaffen werden, die beispielsweise Wohnungsgenossenschaften bei der Unterbringung von Flüchtlingen berät. »Da geht es um rechtliche und organisatorische Fragen.«

Zudem kümmert sich das Netzwerk um eine mögliche Beschäftigungssuche der Schutzsuchenden. »Wir versuchen, Unternehmen direkt anzusprechen, ob sie Leute ausbilden oder einstellen wollen«, erklärte Seifert. Das Ziel sei es, die Flüchtlinge besser in die Gesellschaft zu integrieren. »Wir hoffen, ab Mai die ersten Flüchtlinge vermitteln zu können.« Auch die Handwerkskammer Leipzig unterstützt das Projekt mit einem Ausbildungscheck, der die Kompetenzen der Flüchtlinge überprüft und Fortbildungen anbietet.

Auf dem mitteldeutschen Konferenz-Treff der Immobilienbranche am 23. April in Leipzig soll das Netzwerk öffentlich vorgestellt werden. Auch die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) wird dann dabei sein.

Mittlerweile sei die Unterbringung von Flüchtlingen eine zentrale Aufgabe der Wohnungsunternehmen, erläuterte Seifert. Integration bedeute daher auch eine wirtschaftliche Chance - etwa für Städte, die mit Leerstand zu kämpfen haben oder für Unternehmen, die über Fachkräftemangel klagen.

Die Wohnungswirtschaft profitiert bei der Unterbringung außerdem von einer neuen Förderrichtlinie der schwarz-roten Landesregierung: Demnach sollen Städte und Gemeinden Mittel aus der Städtebauförderung von Bund und Ländern auch zur Herrichtung von Wohnungen in innerstädtischen Lagen für Flüchtlinge nutzen können. Vorgesehen sind neun Millionen Euro. Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) erhofft sich dadurch in den kommenden Jahren zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten für etwa 2000 bis 3000 Asylbewerber. In Sachsen stehen derzeit rund 230 000 Wohnungen leer.

Ulbig lobte das Projekt »Ankunft-Zukunft«, weil es ein sensibles Gespür für die Situation der Flüchtlinge beweise. »Eine vernünftige Unterbringung ist ein wertvoller Beitrag für die Integration vor Ort«, betonte Ulbig. Nach Angaben des Innenministeriums waren Ende Februar dieses Jahres insgesamt rund 15 500 Asylbewerber in dem Freistaat untergebracht - davon knapp 8000 Menschen dezentral in Wohnungen.

Die Aufnahme von Flüchtlingen hatte auch in Sachsen in den vergangenen Monaten zu heftigen Konflikten geführt. Das Bundesland ist das Zentrum der von der rechten Pegida-Bewegung organisierten Proteste, die sich auch gegen Schutzsuchende aus anderen Staaten richten. Am vergangenen Montag hatten an einer Kundgebung in Dresden mit dem niederländischen rechtspopulistischen Politiker Geert Wilders etwa 10 000 Menschen teilgenommen. dpa/nd

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