Kurzweilig

Meja Mwangi über vertauschte Babys

  • Manfred Loimeier
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Schriftsteller Meja Mwangi aus Kenia ist bereits mit zahlreichen Büchern auf dem deutschen Literaturmarkt vertreten und hat neben einem Adolf-Grimme-Preis auch den Deutschen Jugendliteraturpreis schon einmal erhalten. In seinem Werk halten sich Unterhaltungsromane über Wilderer und Schmuggler die Waage mit aufklärerischen Werken über Aids, internationale Nahrungsmittelhilfe, die Slums in modernen Großstädten und die Korruption postkolonialer afrikanischer Regimes. Nun legte Mwangi mit dem Kurzroman »Happy Valley« - der vor dem englischen Original auf Deutsch erschien - eine kurzweilige Komödie über vertauschte Neugeborene eines afrikanischen und eines europäischen Ehepaars vor. Beider Väter sind relativ irritiert, und es sind die Mütter, die geduldig die Familienangelegenheiten klären. Der Konflikt der Ehepaare spiegelt sich in der Rivalität eines christlichen Priesters und eines traditionellen Zauberers, die beide um den wahren Weg zu einer Lösung konkurrieren. Überdies wetteifern als weitere Gegensatzpaare auch Frauen und Männer der afrikanischen dörflichen Welt um mehr Einfluss im lokalen Hierarchiegefüge. »Happy Valley« ist vergnüglich und amüsant geschrieben und liefert damit das, was Unterhaltungsliteratur eben bieten soll: Klare Sätze, überschaubare Handlung, exotische Kulisse. Das ist alles recht nett, karikiert den Kontrollzwang einer sich allzu ernst nehmenden Männerwelt und kommt doch ohne Klischees aus. Der sich dramatisch steigernde Handlungsverlauf, für den Mwangi auch eine geradezu biblische Opferszene entwirft, mündet in ein fürwahr furioses Finale. Das lässt über kleinere Schwächen bei der Auflösung des Konflikts hinwegsehen - die relativ plötzliche und sehr schnell zu aller Zufriedenheit führende Klärung des Irrtums wird wie im klassischen Theater durch eine Art deus ex machina herbeigeführt. So viel sei davon verraten, zumal es niemanden überraschen dürfte: Der Zauberer verliert. Meja Mwangi: Happy Valley. Roman. Aus dem Englischen von Thomas Brückner. Peter Hammer Verlag. 151 S., geb., 15,90 EUR.
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