Demmin: Blockieren, tanzen, singen gegen Neonazis

Hunderte stellen sich rechtsradikalem Aufmarsch entgegen / Friedensfest und Gebete gegen rechten Fackelzug / Auch die Kirche protestiert: »Unser Kreuz hat keine Haken«

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Berlin. Mit Blockaden, Kundgebungen, einem Friedensfest und Gebeten haben linke Gruppen, demokratische Parteien, Initiativen und Kirchen am Freitag im mecklenburgischen Demmin gegen einen Aufmarsch der rechtsradikalen NPD protestiert. Allein an der Demonstration nahmen nach Schätzungen rund 400 Menschen teil, die Organisatoren sprachen von rund 500 Teilnehmern. Beim Bündnis »Demmin Nazifrei« hieß es, es seien »so viele Menschen« gegen Nazis auf die Straße gegangen wie noch nie. Dies sei »ein deutliches Signal für aktiv gelebte Demokratie und gegen Rechtsextremismus« und »ein beeindruckendes Beispiel für Zivilcourage«.

Kerstin Lenz vom Aktionsbündnis Demmin sagte: »Wir haben es satt, dass die Neonazis am 8. Mai durch unsere Stadt spazieren.« Einige hundert Menschen beteiligten sich an einem Friedensfest auf dem Markt, einem Friedensgebet in der St.-Bartholomaei-Kirche und einer Demonstration zum Jahrestag des Kriegsendes am Nachmittag. An der großen Stadtkirche hing eine Fahne mit dem Spruch: »Unser Kreuz hat keine Haken.«

Der Fackelzug der Neonazis begann am Abend mit einstündiger Verspätung. Die rund 200 Rechtsradikalen wurden in der Innenstadt mehrfach von Sitzblockaden aufgehalten und mussten die Route ändern. Beim Protestbündnis hieß es, »die Neonazis mussten stundenlang ausharren, bis sie auf ihrer Route weiter kamen«. Die gegendemonstranten hätten »getanzt, gesungen und Musik gemacht. Insgesamt waren fast 1000 Menschen auf der Straße«.

Nach drei Stunden erreichte der Zug die Peene am Hafen, wo die Marschierer unter dem Protest linker Gruppen und starkem Polizeischutz ihr Gedenken abhielten. Erstmals begleiteten den Zug »Demonstrationsbeobachter«, die nach eigenen Angaben für internationale Menschenrechtsorganisationen arbeiten. Die Polizei war mit rund 800 Beamten vor Ort.

Auseinandersetzungen mit der Polizei gab es nicht. Am 1. Mai hatte die NPD eine ähnliche Veranstaltung in Neubrandenburg nach mehreren Sitzblockaden von Gegendemonstranten selbst abgebrochen.

In Demmin waren vom 30. April bis 3. Mai 1945 bei einem beispiellosen Massenselbstmord fast 1000 Demminer und Flüchtlinge ums Leben gekommen. Nach mehreren Brückensprengungen durch Wehrmacht und SS saßen damals russische Panzertruppen, Tausende Flüchtlinge, verängstigte Bewohner und fanatische Hitler-Verehrer tagelang fest. Die Stadt brannte zum Großteil nieder. Dieser Opfer gedachte die Stadt Demmin bereits Ende April. Agenturen/nd

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