Häfen spüren die Sanktionen

Hamburger Betreibergesellschaft setzt auf engere Kooperation mit Russland

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Deutschlands größter Seehafen, Hamburg, setzt auf Expansion im Ostseeraum und kooperiert künftig enger mit St. Petersburg.

Über »das beste erste Quartal in der Hafengeschichte« freute sich Marketing-Vorstand Axel Mattern am Montag im neuen Überseequartier. Dass der Hamburger Hafen von Januar bis März nur noch »marginal« um 0,1 Prozent wuchs, liege vor allem am Einbruch des Russlandgeschäfts. Zwischen Hamburg und russischen Häfen an der Ostsee wurden insgesamt nur noch 109 000 Standardcontainer (TEU) transportiert. Das ist im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Rekordminus von 35 Prozent.

Dabei ist das »Tor zur Welt« weit geöffnet für den Verkehr in die Ostsee. Im Hamburger Hafen werden Waren aus Übersee sowie Autos, Maschinen und chemische Produkte aus deutscher Fabrikation auf kleinere »Feederschiffe« verladen. Diese nehmen die preiswerte Abkürzung durch den Nord-Ostsee-Kanal zu den russischen Häfen St. Petersburg, Ust-Luga, Kronstadt, Kaliningrad und Archangelsk. 14 Reedereien betreiben regelmäßige Liniendienste mit Russland. Auf der Importseite dominieren Kohle, Rohöl und Erdgas.

Auch in der Ukraine hat Hamburg eigene Interessen. Der teilstaatliche Hafenbetreiber HHLA betreibt einen Containerterminal in Odessa. Der Hafen am Schwarzen Meer, so hofft ein HHLA-Sprecher, scheine die Talsohle nach der Krim-Krise erreicht zu haben. In der Ukraine rechnet man mit wieder steigenden Mengen im Jahresverlauf.

Bereits 2014 hatte sich die Krise des zweitwichtigsten Marktes des Hamburger Hafens mit einem Rückgang um acht Prozent angekündigt. Nun zeigten die Sanktionen gegen Russland »volle Wirksamkeit«, wie Hafen-Vorstand Ingo Egloff sagte. Negativ wirkten sich auf den Handel auch der niedrige Ölpreis und die Rubelschwäche aus. Die russische Wirtschaft befinde sich dadurch in einer Rezession. Auf schnelle Besserung hofft man in Hamburg nicht. Selbst wenn Europäische Union und USA ihre Sanktionen bald beendeten, würden diese noch lange nachwirken. »Aber ich bin fest überzeugt, es kommen wieder andere Zeiten«, erklärte Egloff trotzig.

Daher baut man an der Elbe heute vor. Man pflege weiterhin gute Kontakte nach Moskau und St. Petersburg, dem ältesten Städtepartner Hamburgs. Hierbei kooperiert man mit Mecklenburg-Vorpommern, Kiel und Lübeck, die ebenfalls starke wirtschaftliche Interessen an einem Ende der Russland-Sanktionen haben. Auf der Messe »Transport Logistic« in München wurde der neue Bronka-Port sogar Mitglied in der Marketingorganisation des Hamburger Hafens. Der Vorhafen von St. Petersburg soll im September in Betrieb gehen. Bereits in der ersten Ausbaustufe soll er eine Umschlagkapazität für 1,45 Millionen TEU pro Jahr haben. Die Gesamtkosten für Wladimir Putins Prestigeprojekt betragen über 1,1 Milliarden Euro, die großteils von einem privaten Investor stammen.

»Bronka hat beste Entwicklungsperspektiven«, erklärt Dmitry Mikhalschenko, Gesellschafter des Ostseehafens. Er sei »optimal« an das russische Hinterland angebunden. Die Mitgliedschaft bei Hafen Hamburg Marketing schaffe neue Kontakte zu Schifffahrts- und Logistikunternehmen sowie zur deutschen Industrie. »Wir konzentrieren uns darauf, Bronka schnell international bekannt zu machen.«

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