Ahmed Mansur bleibt in Gewahrsam

Journalist in Berlin festgesetzt / Al-Dschasira fordert Freilassung von Mansur / Sender: Deutschland darf nicht Komplize der ägyptischen Behörden sein

  • Lesedauer: 3 Min.
Nach der Festnahme seines Journalisten Mansur hat der katarische Sender Al-Dschasira dessen Freilassung verlangt. Berlin dürfe sich nicht zum Komplizen der ägyptischen Behörden bei der Verfolgung von Medienmitarbeitern machen.

Update 16.25 Uhr: Journalist bleibt erst einmal in Gewahrsam
Der prominente ägyptische TV-Journalist Ahmed Mansur bleibt nach Angaben seines Anwaltes zunächst in deutschem Polizeigewahrsam. Aus Ägypten lägen den deutschen Behörden eine Fahndungsnotiz sowie ein Auslieferungsbegehren vor, sagte Mansurs Berliner Anwalt Fazli Altin am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Diese würden nun geprüft, der Journalist deshalb festgehalten. Bei einem Haftprüfungstermin an diesem Montag werde voraussichtlich über das weitere Vorgehen entschieden. Mansur wurde den Angaben seines Anwaltsteams zufolge in die Justizvollzugsanstalt Moabit gebracht.

Nach Darstellung Altins gibt es keinen von Interpol an die Polizeibehörden der Mitgliedsländer weitergeleiteten internationalen Haftbefehl gegen Mansur. Bereits im Oktober 2014 habe die internationale Polizeiorganisation die Weitergabe entsprechender Anforderungen aus Ägypten verweigert und dies dem Journalisten auch mitgeteilt.

Al-Dschasira verlangt Freilassung

Berlin. Nach der Festnahme seines in der arabischen Welt bekannten Journalisten Ahmed Mansur hat der katarische Fernsehsender Al-Dschasira dessen umgehende Freilassung verlangt. Nach Angaben des Senders wurde Mansur am Samstag auf dem Berliner Flughafen Tegel festgenommen, als er mit Qatar Airways nach Doha fliegen wollte. Berlin dürfe sich nicht zum Komplizen der ägyptischen Behörden bei der Verfolgung von Medienmitarbeitern machen, hieß es auf der Internetseite von Al-Dschasira. Dem Sender zufolge teilte Mansur in einem Telefonat mit, er befinde sich in Polizeigewahrsam. Am Montag werde ein Richter in seinem Fall entscheiden.

Ein Sprecher der Bundespolizei bestätigte die Festnahme eines 52-jährigen Manns mit ägyptischer und britischer Staatsbürgerschaft, wollte sich zu aber zu dessen Identität nicht äußern. Der mit einem in Ägypten ausgestellten internationalen Haftbefehl gesuchte Mann werde in Kürze von Tegel aus in den zentralen Berliner Polizeigewahrsam überstellt. Die Entscheidung, ob der Haftbefehl aufrecht erhalten werde, liege bei der Berliner Generalstaatsanwaltschaft, fügte der Sprecher hinzu.

Nach Angaben von Al-Dschasira war Mansur im Jahr 2014 in Abwesenheit in Ägypten zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wurde für schuldig befunden, während der Proteste im Jahr 2011 auf dem Tahir-Platz in Kairo an der »Folter eines Rechtsanwalts« beteiligt gewesen zu sein. Mansur habe diese »absurden Beschuldigungen« zurückgewiesen.

Al-Dschasira veröffentlichte im Internet ein kurzes Video, das Mansur am Flughafen Tegel zeigt. Darin erklärt der Journalist, alle Vorwürfe seien erfunden und gefälscht. Nach Angaben des Senders wird ihm unter anderem Vergewaltigung und Raub vorgeworfen. Demnach erklärt Mansur, er bedauere es, dass sich Deutschland zum Helfer des ägyptischen Regimes mache. Er werde aber gut behandelt.

Die Regierung in Kairo betrachtet Al-Dschasira mit Sitz in Doha als Unterstützer der in Ägypten mittlerweile verbotenen Muslimbrüder. Der Sender gilt als scharfer Kritiker von Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Die ägyptische Armee hatte noch mit ihm an der Spitze vor fast zwei Jahren nach Massenprotesten den ersten frei gewählten Staatschef Mohammed Mursi abgesetzt, der zu den Muslimbrüdern gehört.

Im vergangenen Jahr hatte ein Gericht in Kairo drei Reporter von Al-Dschasira zu sieben Jahren Haft verurteilt, darunter den Australier Peter Greste. Den Männern war vorgeworfen worden, die Muslimbrüder unterstützt zu haben. Mittlerweile sind sie wieder frei. Der Fall wird neu verhandelt. Agenturen/nd

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