Goldschatz im Handyschrott
Im südpfälzischen Lustadt wird aus alten Mobiltelefonen das Letzte herausgeholt, Schadstoffe werden entsorgt
Lustadt. Insgesamt verstauben in deutschen Haushalten wohl zig Millionen alte Handys. Dabei enthalten die Mobiltelefone wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber und Kupfer, die recycelt werden könnten. In den Hausmüll dürfen die Mobiltelefone nicht, das ist verboten. Es gibt aber viele Möglichkeiten, alte Handys umweltschonend zu entsorgen, beispielsweise auf den kommunalen Wertstoffhöfen. Auch die Mobilfunkanbieter nehmen Altgeräte zurück - egal, ob man Kunde ist oder nicht. Dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Außerdem sammeln Umweltorganisationen alte Handys für einen guten Zweck.
Auseinandergenommen werden gesammelte Altgeräte unter anderem am Standort des Entsorgungskonzerns Alba im südpfälzischen Lustadt. »In den Handys stecken im Verhältnis zur Größe sehr viele Rohstoffe, die wir wiederverwerten können. Aus einer Tonne Leiterplatten ergeben sich ungefähr 200 Gramm Gold. In einem Bergwerk müsste man für die gleiche Menge ein Vielfaches an Erz verarbeiten«, sagt Manfred Fahrner, Elek-troschrott-Experte der Alba Group. Beim Recycling werden die Telefone in ihre Einzelteile zerlegt.
Teile mit Schadstoffen, zum Beispiel der Akku, werden vorher entfernt und fachgerecht entsorgt. Wiederverwendbare Rohstoffe und Edelmetalle wie Kupfer, Gold oder Silber werden in einem mehrstufigen Prozess voneinander getrennt und wieder eingeschmolzen. Die Metalle aus den Handys könnten zu über 90 Prozent wiederverwendet werden, bei den Kunststoffen seien es rund 50 Prozent, sagt Fahrner.
Für Benjamin Bongardt vom Naturschutzbund geht auch eine ausgefeilte Wiederverwertung nicht weit genug: »Am umweltfreundlichsten ist es, die Geräte möglichst lange zu verwenden. Mobilfunkverträge, die jährlich mit einem neuen Handy werben, sind dabei kontraproduktiv.« Er empfiehlt, statt dessen generalüberholte Gebrauchtgeräte zu nutzen.
Beim Handy-Recycling spielt der Datenschutz eine wichtige Rolle. Oft sind auf den Altgeräten noch sensible Daten wie Passwörter oder Kontakte gespeichert, die besser zuvor gelöscht werden sollten. Linus Neumann vom Chaos Computer Club: »Grundsätzlich können die Informationen nur dann nicht wiederhergestellt werden, wenn man sie durch mehrfaches Überschreiben löscht.« dpa/nd
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