Unser »Nein« soll in ganz Europa gehört werden

Alkis Antoniadis über das griechische Referendum am Sonntag

  • Lesedauer: 3 Min.
Entweder wir beschließen, unsere Demokratie wieder einzusetzen und unsere Zukunft gemeinsam mitzugstalten oder wir lassen zu, dass die Entscheidungen in geschlossenen Beratungen der europäischen Institutionen getroffen werden.

Trotz der von den Medien und den drei Institutionen lancierten Erpressungskampagne verbleibt für das griechische Volk das deutliche Dilemma: Wir stimmen entweder für die Beendigung der Sparpolitik und die Gestaltung neuer, hoffnungsvoller Wege oder für die Fortsetzung der Sparpolitik, der Armut und des Elends in den nächsten 50 Jahren.

Entweder erkennen wir, dass unser Land gegen den Teufelskreis der demütigenden Politik und zugunsten aller Völker Europas und der Welt kämpft oder wir unterzeichnen mit unserer Stimme die Abhängigkeit von all jenen, die das Leben in einen Albtraum umwandelten.

Entweder erteilen wir das Mandat für die beständige Fortsetzung der Bemühung zugunsten der Armen, der arbeitenden Klassen, die unter der Sparpolitik leiden oder wir rechtfertigen nachträglich die Regierungen von Samaras, Veniselos, Papandreou und Papadimos sowie die Parteien, die uns an diesen Punkt führten.

Entweder wir beschließen, unsere Demokratie wieder einzusetzen und unsere Zukunft unmittelbar und gemeinsam mitzugestalten oder wir lassen zu, dass die Entscheidungen in geschlossenen Beratungen der europäischen Institutionen getroffen werden.

Entweder erkennen wir, dass unsere Interessen unterschiedlich und hauptsächlich gegensätzlich sind zu denen der Reichen, die die »JA«-Kampagne gestalten oder wir wählen mit unserer Stimme, dass ihre Gewinne nicht weiter wachsen.

Entweder beschließen wir, dass endlich diejenigen zahlen, die sich seit Jahren auf Kosten der Bevölkerung bereichern oder wir akzeptieren endgültig die Anforderungen des Internationalen Währungsfonds, die Konzerne und Banken nicht zu belasten.

Entweder gestalten wir unsere Gesellschaft neu mit Solidarität, Menschlichkeit, Gemeinschaftsarbeit und Hoffnung oder wir übernehmen diesen gesellschaftlichen Kannibalismus, in dem alle gegen alle kämpfen und jeder versucht, auf Kosten anderer bzw. auf irgendeiner Weise zu überleben.

Entweder erinnern wir uns mit unserer Stimme an unseren Nachbarn, der durch die Sparmaßnahmen seine Arbeit und seine Würde verloren hat, oder wir werden zu Komplizen der Bilder des Elends der vergangenen Jahre, für die wir uns schämen.

Entweder können wir gegenüber unseren Kindern stolz sein, dass wir nicht der Unterwerfung zugestimmt haben, dass wir heute schwierige Entscheidungen für die Zukunft getroffen haben, die sie für morgen brauchen. Oder wir sagen ihnen, dass wir uns vor Schäuble und Samaras fürchteten und die die Ruhe und Sicherheit eines Gefangenen bis zum Tode vorgezogen haben.

Entweder senden wir schließlich die Siegesnachricht durch ganz Europa und in die Welt und inspirieren andere Völker, die nun auf uns schauen, entweder kämpfen und gewinnen wir auch für sie oder wir werden als jene im Gedächtnis bleiben, die sich von Druck und Erpressung erschrecken ließen.

Alles, was wir hofften, anstrebten und wofür wir kämpften, steht vor uns. Alles, was wir dachten, diskutierten und erwarteten, steht hier. Es gibt keine Ausreden mehr. Wir wählen entweder Hoffnung oder Elend. Unsere NEIN am Sonntag soll in ganz Europa gehört werden. Deutlich, laut und mit großer Mehrheit.

Alkis Antoniadis arbeitet für die SYRIZA-Delegation im Europäischen Parlament

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