Mascha zwischen den Stühlen

Klaus Joachim Herrmann über die russische Vizegouverneurin von Odessa

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Russin Maria Gaidar hat sich mit der Annahme des Amtes der Vizegouverneurin für Soziales im ukrainischen Odessa zwischen alle Stühle gesetzt. So heben ukrainische Medien hervor, dass die Politikerin in Moskau von einem Senator des Föderationsrates des »Separatismus und Extremismus« verdächtigt werde und sie den Pass mit dem Doppeladler zurückgeben solle. Schon das birgt Ironie. Denn nach russischer Rechtslage muss sie das nicht, müsste es aber wohl nach jener der Ukraine, deren Staatsbürgerin sie nun ist. Die Frage »Was tun?« ist mehr als ein russischer Klassiker.

In russischen Medien wiederum werden Berichte ukrainischer Kollegen verbreitet, laut denen vor dem Gebäude der Odessaer Gebietsverwaltung nimmermüde Parteigänger des Maidan skandieren: »Mascha nje nascha!« - Mascha ist nicht unsere. Würdige Kandidaten für das hohe Amt hätten sich besser unter Ukrainern und gleich in Odessa finden lassen.

Mit erklärtem Eifer, über ihren neuen Verantwortungsbereich hinaus auch Gutes für das russisch-ukrainische Verhältnis zu tun, machte sich Maria Gaidar Ende Juli in Odessa ans Werk. Nun wird sie selbst zu einem weiteren Zeugnis gründlich zerrütteter Beziehungen. Darin geht es vor allen guten Absichten zuerst noch immer um Ideologie - und das ist nicht die des Friedens, sondern jene der Konfrontation.

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