Das Messer in der Hosentasche
Simon Poelchau über mehr Transparenz bei US-Managergehältern
Über Managergehälter und Einkommensgefälle wird immer heftig diskutiert. Was ist noch gerechtfertigt? Was ist überzogen? Oft bleibt die Debatte jedoch abstrakt und nebulös, weil man nicht so genau weiß, wie viel Manager und andere Gutverdiener erhalten.
Ein bisschen Klarheit in die Debatte bringt nun ein Beschluss der US-Börsenaufsicht SEC. Konzerne in den Vereinigten Staaten müssen künftig die Gehaltskluft zwischen ihren Vorständen und Angestellten offenlegen. Dem einen oder anderen einfachen Arbeiter könnte da bei der Lektüre der Zahlen das Messer in der Hosentasche aufgehen. Schließlich ist das Einkommens- und Vermögensgefälle in den USA noch weitaus größer als in Deutschland. In keinem anderen Industrieland ist der Reichtum so sehr konzentriert wie zwischen Freiheitsstatue und Golden Gate Bridge. Zwar verdient ein Manager auch hierzulande mittlerweile das 54-Fache eines Durchschnittsangestellten. Doch für so manch einen US-Republikaner wären dies fast schon kommunistische Zustände. So bekommt ein Manager in den Vereinigten Staaten im Durchschnitt rund 300 Mal so viel Geld wie Otto Normalverdiener. Der Debatte um gerechte Gehälter tut mehr Transparenz also ganz gut. Auch wenn sich dadurch zunächst nicht viel ändert - solange das Messer in der Hosentasche bleibt.
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