Eine halbe Million für ein Feuerzeug

Für den VfL Osnabrück könnte die Fanattacke auf einen Schiedsrichter teuer werden

  • Michael Rossmann, Osnabrück
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Deutsche Fußball-Bund und die Polizei ermitteln nach dem abgebrochenen Pokalspiel in Osnabrück. RB Leipzig bietet an, dass die Partie wiederholt wird.

Die Hoffnung des VfL Osnabrück auf eine zweite Pokalchance dürfte nach dem Skandalspiel vergebens sein - trotz eines ungewöhnlichen Angebotes aus Leipzig nach einem Feuerzeugwurf auf den Schiedsrichter. »Wir wollen sportlich in die nächste Runde und nicht am Grünen Tisch«, sagte RB Leipzigs Trainer Ralf Rangnick am Dienstag zu der beim Stand von 1:0 für Osnabrück abgebrochenen Pokalpartie. Daher »bieten wir ein Wiederholungsspiel an«.

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat zunächst beide Klubs zu Stellungnahmen aufgefordert. DFB-Mediendirektor Ralf Köttker verwies auf die Rechtsordnung, und die spricht gegen Osnabrück. Sie sieht eine Wertung gegen den Klub vor, der für den Abbruch verantwortlich ist. Ein Wiederholungsfall ist nur möglich, wenn ein Spiel »ohne Verschulden beider Mannschaften vorzeitig abgebrochen« wurde. Das Feuerzeug, das Schiedsrichter Martin Petersen in der 71. Minute am Kopf traf, kam jedoch aus dem Fanblock des VfL in der Ostkurve - der Vorfall wird daher der Heimmannschaft zugerechnet.

Richter Hans E. Lorenz wird den RB-Vorschlag zur Kenntnis nehmen, sollte er auch in der schriftlichen Stellungnahme des Zweitligisten auftauchen. Großen Einfluss auf die Urteilsfindung wird er aber kaum haben. Der Verband strebt eine schnelle Entscheidung an, da bereits für Freitag die Auslosung der zweiten Runde angesetzt ist. Sollte es bis dahin kein Urteil geben, ist auch der Termin in Gefahr. »Die Auslosung findet nur dann statt, wenn Rechtssicherheit vorliegt«, erklärte Köttker. Immerhin ist der Schiedsrichter auf dem Wege der Besserung. »Er hat eine leichte Gehirnerschütterung erlitten. Es geht ihm aber den Umständen entsprechend gut und er ist bald wieder einsatzbereit«, so Köttker.

Der VfL darf kaum auf Milde hoffen, denn er steht in der 3. Liga unter besonderer Beobachtung. Seine Ultras sind schon häufiger unangenehm aufgefallen - vor allem bei den Derbys gegen Preußen Münster. Erst im Mai verurteilte der DFB den Klub zu 14 000 Euro Strafe. Bei weiteren vergleichbaren Vorfällen müsse der VfL Teile der Tribüne sperren, hieß es damals.

Die Osnabrücker haben ein Fanproblem. Es war auch am Montagabend nicht nur »ein einzelner Chaot, der alles kaputt macht«, wie Heimtrainer Maik Walpurgis behauptete. Fotos zeigen, dass auf dem Rasen ein zweites Feuerzeug lag - neben mehreren Bierbechern. In aufgeheizter Stimmung hatten mehrere Anhänger die Beherrschung verloren. Das sah auch Rangnick so. Nach seinen Angaben flogen »das ganze Spiel« über Feuerzeuge, Trinkbecher und andere Wurfgegenstände in Richtung der Gästespieler. Zudem seien mehrere Leipziger bespuckt worden. »Es war definitiv nicht nur ein Einzeltäter, dessen Handeln später zu dem für alle Seiten bedauerlichen Spielabbruch führte«, meinte Rangnick. »Es hätten noch mehrere andere Leute getroffen werden können.«

Neben dem Imageschaden hat das Skandalspiel für den VfL auch wirtschaftliche Auswirkungen. »Das kostet uns im schlimmsten Fall 500 000 Euro«, lautete die erste Kalkulation von Geschäftsführer Jürgen Wehlend. Das würde den klammen Drittligisten schwer treffen, der ohnehin nur aufgrund der geduldigen Gläubiger noch existiert. dpa/nd

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