Studie: Lohnungleichheit wächst, Mittelschicht schrumpft
Ein Drittel der Haushalte gilt als einkommensschwach
Duisburg. In Deutschland nehmen laut einer Studie die Einkommensunterschiede zu. In den vergangenen 20 Jahren sei sowohl die Zahl der Haushalte mit geringem Einkommen wie auch der mit hohem Einkommen gestiegen, teilte das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen am Mittwoch mit. Die Mittelschicht dagegen sei geschrumpft.
Nach dem aktuellen IAQ-Report gilt inzwischen ein Drittel der Haushalte als einkommensschwach (34,7 Prozent), 1992 machte ihr Anteil erst 29,7 Prozent aus. Der Anteil der Oberschicht nahm in diesem Zeitraum von 13,9 auf 17,2 Prozent zu. Zur Mittelschicht gehört nicht einmal mehr die Hälfte der Haushalte: Der Anteil der Haushalte mit mittleren Einkommen sank von 56,4 auf 48 Prozent.
Als Ursachen für diese Entwicklung nennen die Sozialforscher unter anderem die ungleiche Verteilung von Arbeitszeiten. Während 78 Prozent der Beschäftigten aus der oberen Einkommensschicht eine Vollzeitstelle hätten, seien Arbeitnehmer aus der untersten Einkommensgruppe nur zu 42 Prozent vollzeitbeschäftigt. Vor 20 Jahren lag der Anteil noch bei 62 Prozent. In vielen Branchen hätten sie nur noch Zugang zu Minijobs und kurzer Teilzeitarbeit. Außerdem arbeiteten fast zwei von drei Beschäftigten aus der Unterschicht inzwischen im Niedriglohnsektor.
In der Folge könnten immer weniger Haushalte der Unterschicht und der unteren Mittelschicht von ihren Arbeitseinkünften leben, warnen die Wissenschaftler Gerhard Bosch und Thorsten Kalina. Um die Ungleichheit bei den Einkommen wieder zu verringern, fordern sie, die Tarifbindung der Unternehmen zu erhöhen. Außerdem müsse das Prinzip der gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit auch für Minijobber, Leiharbeiter und Arbeitskräfte mit Werkverträgen durchgesetzt werden. epd/nd
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