Studie: Viele Beschäftigte arbeiten länger als Acht-Stunden-Tag
Forscher warnt vor längeren Arbeitszeiten
München. Zahlreiche Beschäftigte arbeiten einer Studie zufolge länger als acht Stunden pro Tag. In den meisten Branchen seien vorübergehend Arbeitstage von zehn Stunden möglich, berichtete die »Süddeutsche Zeitung« am Mittwoch unter Berufung auf eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Auch Arbeit am Samstag, Sonntag oder in der Nacht ist demnach in den meisten Wirtschaftszweigen möglich.
Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hatte vor gut einem Monat gefordert, den gesetzlichen Acht-Stunden-Tag abzuschaffen, damit die Firmen flexibler agieren könnten. »Den Beschäftigten drohen dann noch längere Arbeitszeiten«, warnte WSI-Forscher Reinhard Bispinck in der »SZ«. Der Acht-Stunden-Tag habe eine Ankerfunktion, um eine zu große Belastung der Beschäftigten zu verhindern. »Wenn man das aufgibt, ist ein Damm gebrochen.« Den Beschäftigten drohe eine schlechtere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Der WSI-Studie zufolge können Firmen in zentralen Branchen wie Auto, Maschinenbau, Chemie, Finanzen oder Bau Beschäftigten bereits heute weit länger als acht Stunden einsetzen. Sie müssen dies nur in einer gewissen Zeitspanne durch Freizeit ausgleichen, um im Schnitt auf die tariflich festgelegte Wochenarbeitsnorm zu kommen. In der Chemiebranche etwa hätten sie für den Ausgleich bis zu drei Jahre. Die Alternative sei die Bezahlung als Überstunden.
Bispinck zufolge arbeitet jeder fünfte männliche Beschäftige jetzt schon dauerhaft mehr als acht Stunden am Tag. Dieser Anteil habe sich in 20 Jahren fast verdoppelt. Bei jedem siebten seien es sogar mehr als neun Stunden.
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