Kritik am Preisträger

Remarque-Friedenspreis

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Die Vergabe des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises der Stadt Osnabrück an den syrisch-libanesischen Dichter Ali Ahmad Said (Adonis) stößt bei Intellektuellen und syrischen Oppositionellen auf deutliche Kritik. »Diese Entscheidung spricht dem Friedensgedanken Hohn und beleidigt alle Syrer, die Opfer des Assad-Regimes geworden sind«, sagte der Journalist Ahmad Hissou von der Deutschen Welle dem »Kölner Stadt-Anzeiger«. Die Verleihung des Preises an Adonis sei »ein schwarzer Tag für das syrische Volk«. Der diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani, sagte der Zeitung, er habe es abgelehnt, am 20. November in Osnabrück die Laudatio auf Adonis zu halten. Adonis habe sich nicht deutlich genug von den Gräueltaten der syrischen Regierung distanziert.

Verteidigt wird die Entscheidung dagegen von der Preis-Jury. »Ein schwarzer Tag für das syrische Volk ist etwas ganz anderes«, betonte deren Vorsitzender Wolfgang Lücke. »Damit kann man die Tatsache umschreiben, dass die großen Mächte dieser Welt jahrlang ihre Spielchen in diesem Land getrieben haben.« Der Jury sei klar gewesen, dass die Verleihung eine kontroverse Diskussion entfachen würde. Und genau das sei beabsichtigt gewesen, sagte der Agrarwissenschaftler. »Wir wollen den Fokus auf die Situation in Syrien lenken und eine Debatte darüber entfachen, wie es zu den kriegerischen Auseinandersetzungen kommen konnte.«

Rückendeckung erhält Adonis auch von der Politik. In einer schriftlichen Stellungnahme führt Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) Worte des Dichters selbst als Beweis dafür an, dass er sich durchaus kritisch mit dem Assad-Regime auseinandersetze. Mit der Preisverleihung wolle die Stadt vor allem Adonis’ Eintreten für eine Trennung von Religion und Staat sowie die Gleichberechtigung der Frauen in der arabischen Welt würdigen, betonte Griesert. epd/nd

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