Reisewarnung für Münchner Anhänger

Gewalt im griechischen Fußball hat Einfluss auf Start der Champions League

  • Thomas Niklaus und
Peer Lasse Korff, Piräus
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist ein Hochrisikospiel, für die Fans von Bayern München gibt es sogar eine Reisewarnung. Die Anhänger des deutschen Fußballrekordmeisters werden mit Polizeischutz ins Karaiskakis-Stadion von Olympiakos Piräus gebracht. Von einer direkten Anreise werde »ausdrücklich abgeraten«, hieß es. Grund für die ungewöhnlichen Maßnahmen vor dem Auftakt der Bayern in die Champions League an diesem Mittwoch sind befürchtete Ausschreitungen. Bei Spielen des griechischen Rekordmeisters kommt es immer wieder zu Krawallen. Gewalt gehört in Griechenland leider häufig zum Fußballalltag.

»Grundsätzlich lässt sich nicht verneinen, dass die Situation sehr kompliziert ist. Es wurde ja auch teilweise schon komplett das Fußballspielen eingestellt aufgrund zu heftiger Ausschreitungen«, sagte José Holebas. Der 31-Jährige griechische Nationalspieler, der einst auch bei 1860 München unter Vertrag stand, spielte von 2010 bis 2014 selbst in Piräus. Bei den Derbys sei es »am schlimmsten«, betonte Holebas.

Der griechische Ligaspielbetrieb war im Februar 2015 wegen wiederholter Krawalle zunächst ausgesetzt worden. Anschließend wurde die Wiederaufnahme der Spiele erlaubt, jedoch ohne Fans. Kaum war der Bann aufgehoben, kam es im März bei der Pokalpartie zwischen Olympiakos und AEK Athen sogar zu einem Platzsturm und einem Spielabbruch. »Der griechische Fußball hat den Tiefpunkt erreicht«, sagte AEK-Präsident Dimitris Melissanidis damals.

Dass es am Mittwoch für die Münchner Fans wirklich gefährlich wird, glaubt Holebas, der inzwischen beim FC Watford in England spielt, zwar nicht. Sicher ist er aber, dass die Münchner im mit 33 000 Zuschauern ausverkauften Stadion eine geladene Atmosphäre erwartet. »Dort gibt es immer noch eine Stimmung, die man heutzutage in Deutschland aus den modernen WM-Arenen vielleicht gar nicht mehr kennt.«

Auch sonst ist hier vieles anders als in Deutschland. Während die Bundesliga seit Jahren boomt, ist die Situation im griechischen Fußball wegen der anhaltenden Finanzkrise des Landes »ungeheuer schwierig«, betont Griechenland-Experte Ewald Lienen. Der 61-Jährige, momentan Trainer bei Zweitligist FC St. Pauli, hatte zuvor Olympiakos (2010), aber auch AEK (2012/13) und Panionios Athen (2006 bis 2008) trainiert. »Vielerorts hängt es von der Finanzkraft eines einzelnen Mäzens ab, sonst werden kaum noch Einnahmen generiert. Schon als ich bei AEK war, gingen die TV-Einnahmen zurück. Heute ist es sehr schwierig, sich über Tickets, Merchandising und Fernsehgelder zu finanzieren«, sagte Lienen.

Durch die Lage in Griechenland sei es auch »nicht mehr so leicht, internationale Topspieler nach Piräus zu holen«. Jedoch sei Olympiakos »eine Ausnahme. Sie spielen seit Jahren in der Champions League, da sprudelt das Geld. Deshalb sind sie auch in der Lage, sich auf dem Transfermarkt zu bewegen und in Griechenland alles einzusammeln, was einen vernünftigen Eindruck macht«. SID/nd

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