Bürgermeisterin der Aufmüpfigen

Personalie: Monika Herrmann wollte Cannabis legalisieren lassen.

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Monika Herrmann verehrt ihre Berliner Kiezbevölkerung. Besonders schätze sie die »Aufmüpfigkeit« in dem alternativen Bezirk, sagte die seit Juni 2013 amtierende Grüne Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg zu Beginn ihrer Amtszeit dem »nd«. Ganz in diesem Sinne hat sich die 51-Jährige in den vergangenen Monaten für die Freigabe von Cannabis stark gemacht. Insbesondere rund um den Görlitzer Park boomt seit Jahren der Handel mit Marihuana, mit Begleiterscheinungen wie einem Anstieg von Kriminalität. Um den illegalen Markt auszutrocknen, aber auch um den Jugend- und Verbraucherschutz voranzutreiben, setzte sich Herrmann für eine Liberalisierung ein. Auf einer USA-Reise überzeugte sie sich im Sommer selbst von den Vorteilen einer Legalisierung.

Die am Montag erfolgte Ablehnung des Projektes durch das das Bundesinstitut ist insofern eine persönliche Niederlage. Dass Herrmann aufgibt, ist indes kaum zu erwarten. Im Gegenteil, der Streit mit der CDU um die richtige Drogenpolitik in Berlin dürfte jetzt erst richtig losgehen. Außerdem lieben es die Konservativen, die linke Grüne, die wie ihre Lebensgefährtin in Kreuzberg lebt, wegen angeblicher Verantwortungslosigkeit anzuprangern.

Kontroverse politische Diskussionen ist Herrmann bereits aus ihrem Elternhaus gewöhnt - beide Elternteile waren Abgeordnete der CDU im Landesparlament. Was die studierte Politologin dann aber rund um die von Flüchtlingen besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule machte, stieß im Kiez auf wenig Zustimmung. Die Wut der einst geschätzten »Aufmüpfigen« war nach der Teilräumung so groß, dass Herrmann unter Polizeischutz leben musste. Linksradikale drangen sogar in ihr Wohnhaus ein und hinterließen Umzugskisten - eine Drohung, den Bezirk zu verlassen.

Natürlich ging die viel in sozialen Medien aktive Herrmann nicht. Die Gerhart-HauptmannSchule wird sie nicht los. Jüngst erzielten die Bewohner erneut einen Erfolg vor Gericht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal