Gewaltwelle in Nahost weitet sich auf Gazastreifen aus

Israelische Soldaten erschiessen an der Grenze zum Gazastreifen fünf Palästinenser / Hamas-Führer spricht von »neuer Intifada«

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist seit Mitte September wegen des Jerusalemer Tempelbergs erneut aufgeflammt. Seit Donnerstag vergangener Woche gab es zahlreiche Anschläge und gewalttätige Proteste.

Gaza. Die Welle der Gewalt in Nahost hat sich am Freitag bedrohlich ausgeweitet: Israelische Soldaten erschossen an der Grenze zum Gazastreifen fünf Palästinenser, wie die palästinensischen Rettungsdienste mitteilten. Der dortige Hamas-Chef sprach von einer »neuen Intifada«. Erstmals seit Beginn der neuen Gewaltspirale griff ein Jude in Südisrael mit einem Messer Araber an, nachdem es binnen Wochenfrist zwölf palästinensische Messerangriffe gegeben hatte.

Der Führer der radikalislamischen Hamas-Organisation im Gazastreifen, Ismail Hanija, verkündete beim Freitagsgebet in Gaza: »Wir rufen dazu auf, die Intifada zu verstärken und zuzuspitzen. Denn dies ist der einzige Weg, der zur Befreiung von den Besatzern führt.« Intifada steht für Aufstände der Palästinenser, wie es sie von 1987 bis 1993 und von 2000 bis 2005 gab. Gaza werde »seine Rolle in dieser Jerusalem-Intifada erfüllen« und sei »für die Konfrontation mehr als gerüstet«, sagte Hanija.

Im Laufe des Tages gab es mehrere Zusammenstöße an der Grenze mit Israel. Durch die Sperranlagen hindurch erschossen dabei östlich von Gaza israelische Soldaten vier Palästinenser, drei 20, einer 15 Jahre alt, wie die palästinensischen Rettungsdienste mitteilten. Die Soldaten hätten auf Steinwürfe von rund 200 Demonstranten mit scharfen Schüssen geantwortet, sagte eine Armeesprecherin. Im Süden der Enklave, östlich von Chan Junis, kam es zu ähnlichen Konfrontationen, bei denen ein 19-jähriger Palästinenser getötet wurde. Es wurden 21 Verletzte gezählt.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern war Mitte September anlässlich des Streits um die Nutzungsrechte auf dem Jerusalemer Tempelberg erneut aufgeflammt. Seit Donnerstag vergangener Woche gab es zahlreiche Anschläge und gewalttätige Proteste, bei denen vier Israelis und elf Palästinenser, darunter fünf mutmaßliche Attentäter, getötet wurden.

Bei dem ersten Messer-Angriff eines Juden auf Araber erlitten am Freitagmorgen in der südisraelischen Stadt Dimona vier Araber Stichwunden, wie die Polizei mitteilte. Der 17-jährige jüdische Angreifer wurde am Tatort festgenommen. Als Motiv habe der Jugendliche erklärt, für ihn seien »alle Araber Terroristen«, berichtete die Polizei. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verurteilte diesen Angriff auf »unschuldige Araber scharf«.

Auseinandersetzungen gab es auch in der Jerusalemer Altstadt, als dort eine Gruppe von rund 50 Juden mit Kippas und israelischen Flaggen durchzog. Die jüdischen Demonstranten riefen »Lang lebe das israelische Volk!«, einige Palästinenser reagierten mit dem Ruf »Allahu Akbar« - »Gott ist groß«. AFP/nd

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