Partner der besonderen Art
Katja Herzberg zum Dialog der EU mit der Türkei über Flüchtlinge
Während die Bomben auf eine Friedensdemonstration in Ankara am Sonnabend für die progressiven Kräfte im Land eine Zäsur darstellen, bleibt die EU auf ihrem Kurs, mit Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Deal in der Flüchtlingsfrage auszuhandeln. Beim EU-Gipfel Ende der Woche soll eine entsprechende milliardenschwere Vereinbarung geschlossen werden. Die führenden EU-Politiker machen sich damit für Menschenrechtler und Demokraten in der Türkei unglaubwürdig, aber mehr noch für alle Flüchtlinge, die derzeit versuchen, über die Türkei nach Westeuropa zu gelangen. Denn wichtigstes Ziel des Aktionsplans ist die Abschottung vor weiteren Asylsuchenden.
Nähmen die EU-Chefs ihre eigene Grundrechtecharta ernst, die Türkei unter Erdogan dürfte für sie kein Partner sein - weder in Form eines allgemeinen EU-Beitritts noch konkret bei der Bewältigung der Flüchtlingsproblematik. Warum ist sie es doch? Es bleibt einzig der Schluss, dass sich beide Regime stärker ähneln, als sie selbst zugeben wollen.
Über die Abhängigkeiten gibt es keinen Zweifel: Die meisten Flüchtlinge, die derzeit nach Europa gelangen, kommen über die Türkei. Die EU will, dass Erdogan seine Grenzen dicht hält, er selbst will Flüchtlinge - insbesondere Kurden aus Syrien - fernhalten und »Schutzzonen« vor der türkischen Grenze einrichten. Die geplante Vereinbarung könnte ein Geschäft zum Vorteil beider Seiten werden - auf Kosten der schutzsuchenden Menschen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.