Europa zerfällt
PEN-Präsident
Der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN Deutschland, Josef Haslinger (60), sieht Europa an der Flüchtlingskrise zerbrechen. »Wir sind Augenzeugen des Zerfalls von Europa«, sagte der österreichische Autor am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Europa gehöre weitestgehend der Vergangenheit an. Es sei der Traum einer »Schönwetterperiode« gewesen, sagte Haslinger. Jetzt, wo es ernst werde, seien Verträge und humanitäre Proklamationen »und all das, auf das Europa so stolz war«, Vergangenheit und würden nicht mehr gelten. Die nationalen Egoismen seien nie abgestorben.
Schwere Vorwürfe richtete Haslinger insbesondere an die Länder Südosteuropas, aus deren Sicht die Deutschen »die Bösen« seien. Dort verstehe man den Aufruf von Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich an die Menschenrechte und die Genfer Flüchtlingskonvention zu halten, als eine Einladung, »als hätte Merkel diesen Flüchtlingsstrom erst verursacht - das ist ungeheuerlich«. Doch auch westliche EU-Länder griff Haslinger an: »Dass sich hier einige potentere Staaten wie Frankreich und Großbritannien völlig aus der Solidargemeinschaft Europa herausnehmen, ist eigentlich auch eine Ungeheuerlichkeit.« Wenn es zu keiner gemeinsamen Lösung komme, »dann wird Deutschland tatsächlich in eine enorme Krise hineingetrieben werden.«
Das PEN-Zentrum Deutschland mit Sitz im südhessischen Darmstadt hat rund 830 Mitglieder. Josef Haslinger ist seit 2013 PEN-Präsident. dpa/nd
Wir sind käuflich.
Aber nur für unsere Leser*innen. Damit nd.bleibt.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Werden Sie Teil unserer solidarischen Finanzierung und helfen Sie mit, unabhängigen Journalismus möglich zu machen.