Guardiolas Dreijahresplan greift endlich

Der FC Bayern München peilt mal wieder den Champions-League-Titel an - mit den starken neuen Spielern sind die Aussichten gut

  • Klaus Bergmann und
Christian Kunz, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Der Rekordsieg im Schlüsselspiel gegen Arsenal offenbart, dass Pep Guardiolas Münchner Dreijahresplan aufgehen könnte. Der Spanier spürt, dass er alle Voraussetzungen für die Krönung beisammen hat.

Pep Guardiola genoss den Gala-Abend gegen den FC Arsenal, nur die Bitte um Auskunft zu seiner Zukunft beim FC Bayern München verfinsterte kurz die Miene des spanischen Trainers. »Diese Frage ist nicht erlaubt!«, verfügte der Katalane einfach mal nach dem brillanten 5:1, dem höchsten Sieg des deutschen Rekordmeisters in einem Champions-League-Spiel gegen ein Team aus England.

Guardiola mag partout nichts über seine Zukunftspläne verraten, jedes Wort ist ihm zu viel. Der vom Verein Umgarnte spürt vielmehr, dass die Zeit jetzt reif ist beim FC Bayern. Reif für den krönenden Abschluss seines ursprünglichen Dreijahresplans, ganz unabhängig davon, ob er diesen am Ende doch über den 30. Juni 2016 hinaus verlängern will. »Es ist unser drittes Jahr zusammen. Wir kennen uns viel besser, ich kenne meine Spieler viel besser. Wir wissen, was wir wollen«, sagte Guardiola. Wieder deutscher Meister werden, noch einmal Pokalsieger, vor allem aber eines: Champions-League-Sieger 2016.

Die nahezu perfekte erste Spielhälfte am Mittwochabend und die wunderschön herausgespielten Tore von Robert Lewandowski (10. Minute), Thomas Müller (29./89.), David Alaba (44.) und Joker Arjen Robben (55.) erbrachten zwei Wochen nach dem unnötigen 0:2-Ausrutscher im Hinspiel in London den Beweis, dass Guardiolas Dominanzfußball in der dritten Bayern-Saison endlich so greift, wie es sich der ehrgeizige Perfektionist vorstellt. »Meine Spieler haben sich entschieden, Fußballspieler zu sein für den Ball«, sagte er erfreut. Er hat sie auf sein oberstes Prinzip eingeschworen, lästige Diskussionen muss er nur noch öffentlich führen. »Die Leute sagen, der Ballbesitz ist nicht das Wichtigste im Fußball. Es tut mir leid: Für mich ist er das Wichtigste!«

Beim Ballvirtuosen Thiago (»Wir sind sehr zufrieden, wie wir spielen«), beim dynamischen Alaba, ja selbst bei Defensivkräften wie Javi Martínez war die pure Lust am Spiel mit dem Ball gegen ein gedemütigtes Arsenal-Ensemble um die Weltmeister Per Mertesacker und Mesut Özil unübersehbar. »Wir haben speziell in der ersten Halbzeit gezeigt, was wir drauf haben. Es hat uns wirklich sehr viel Spaß gemacht«, berichtete der bärenstarke Alaba. Und Doppeltorschütze Müller sagte im Anschluss an den Sieg im »Schlüsselspiel«, nach dem der Achtelfinaleinzug zu 99 Prozent fix ist: »Zuhause wollten wir für die Zuschauer eine gute Show leisten.«

Wie weit wird es die talentierteste Show-Truppe in der ruhmreichen Geschichte des FC Bayern bringen? »Wir wollen, dass es ganz weit geht«, sagte Müller. Ins Finale im Mai nach Mailand, wo 2001 der erste von bislang zwei Münchner Champions-League-Triumphen gelang.

Selbst Guardiola beantwortete die Frage, ob das die besten Bayern seiner Münchner Amtszeit seien, eindeutig mit »ja«. Der Kader ist so exquisit aufgepeppt worden, dass selbst der Ausfall von Einzelkönnern wie Franck Ribéry und Mario Götze oder ein Verzicht auf den nur eingewechselten Blitztorschützen Robben kaum auffällt. Denn Guardiola hat seit dem Sommer zusätzliche Spezialisten im Eins gegen Eins wie Douglas Costa und Kingsley Coman.

Im Sturm sind der im zweiten Jahr voll an Bayerns Spiel adaptierte Lewandowski (18 Pflichtspieltore) und der nun auch für Guardiola unverzichtbar gewordene Müller (16) wahre Tormaschinen. Der schnelle Brasilianer Costa hat sich als Königstransfer erwiesen - und der in seinen ersten zwei Jahren so häufig verletzte Thiago entwickelt sich zum erwünschten Fixpunkt. »In den wichtigen Spielen ist er der beste Thiago«, lobte Guardiola seinen Ziehsohn.

Arsenal war diesen unwiderstehlichen Bayern ausgeliefert. »So wie sie aufgetreten sind, waren wir nicht in der Lage dagegenzuhalten«, gestand Kapitän Mertesacker. Großes ist möglich, mehr als nur der dritte Meistertitel im dritten Jahr unter Guardiola. »Ich brauchte Zeit. Dieses Jahr ist es viel besser«, sagte der Titelsammler, der mit den Bayern in der Champions League zweimal krachend im Halbfinale scheiterte. Es sei aber erst November, erinnerte Guardiola. Die Champions League sei ein 10 000-Meter-Lauf, meinte Sportvorstand Matthias Sammer: »Was sollen wir heute irgendwelche Superlative finden? Das ist nicht angebracht! Wir stehen noch am Anfang.« dpa/nd

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