Touristen statt Mieter?
Fragen & Antworten zu Ferienwohnungen
Ein Gesetz sollte die Branche zähmen und Wohnraum schützen - doch Wohnraumvermittler wollen nun klagen.
Wo ist der Stein des Anstoßes?
Eine Million privat vermieteten Betten soll es bundesweit geben. In Berlin sieht man in ganzen Mehrfamilienhäusern nur noch Bewohner mit Rollkoffer und Reiseführer. Stephan von Dassel (Grüne), Bezirksstadtrat von Mitte, dem am stärksten betroffenen Bezirk, hat zählen lassen: Mehr als 23 000 Ferienwohnungen in der Hauptstadt kann man inzwischen online buchen.
Schafft das denn Probleme?
Ja, denn Berlin wächst pro Jahr um bis zu 50 000 Menschen. Es gibt aber zu wenig Wohnungen. In den angesagten Bezirken ist der Markt nahezu leer gefegt. Hinzu kommt eine Flut von Anwohnerbeschwerden über laute Partys und Müll im Hausflur.
Was macht Berlin dagegen?
Seit eineinhalb Jahren gilt in Berlin das sogenannte Zweckentfremdungsverbot. Wohnraum soll demnach nicht mehr für Vermietungen an Touristen genutzt werden dürfen. Ausnahmen gibt es für private Unterkünfte. Für sie gelten Übergangsfristen bis Anfang Mai 2016, falls ihre Besitzer sie bis August 2014 beim Bezirk gemeldet haben.
Was wollen Privatvermieter dagegen tun?
Wohnungsvermittler sehen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Das Onlineportal Wimdu. habe auch in Trendvierteln wie Prenzlauer Berg, Friedrichshain oder Kreuzberg nicht mehr als 300 Wohnungen. Wimdu und die Appartement-Allianz lassen eine Klage beim Berliner Verfassungsgerichtshof vorbereiten. Die Kläger sehen die Grundrechte von privaten Vermietern (Appartement Allianz) wie von von gewerblichen Vermittlern (Wimdu) verletzt.
Berlin hat das schärfste Gesetz zum Schutz seines Wohnraums. Das werfe die Frage auf: Wie weit darf eine Metropole eigentlich gehen, um ihren Wohnraum zu verteidigen?
Wie erfolgreich ist Berlin?
Gemeldet sind gut 6000 der 23 000 Ferienwohnungen - das heißt, bis zu 17 000 werden illegal weiter betrieben. Die Behörden konnten aber erst gut 1000 Verstöße nachweisen, wie die Bauverwaltung nun mitteilte. Oft sind dafür Anwohnerhinweise nötig. Denn es mangelt an der Kontrolle. Stadtrat von Dassel sagt, ohne zusätzliches Personal seien die Bezirke der Hauptstadt überfordert. dpa/nd
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