130er Lösung
René Heilig zur Augenauswischerei in Sachen Afghanistan-Auftrag
Statt 850 Soldatinnen und Soldaten will die Bundesregierung nun bis zu 980 nach Afghanistan schicken. Und die bringen es? Das einzig Nachvollziehbare an der Zahl ist das krampfhafte Bemühen der Verantwortlichen, die Tausendermarke nicht zu touchieren.
Dabei sollten sie sich lieber davor fürchten, was gerade in Afghanistan abgeht. Der nie beendete Bürgerkrieg kehrt mit alter Wucht zurück. Die Volksgruppen bekämpfen einander härter denn je entlang religiöser und ethnischer Grundlinien. Jeder gegen jeden: Taliban verschiedener Prägungen und Herkunft vorneweg, Reste von Al Qaida mischen mit, diverse Warlords und Milizen kämpfen um Einfluss. Paschtunen, Tadschiken, Hazara, Usbeken ... Und immer stärker dabei sind Extremisten nach Prägung des Islamischen Staates. Präsident Aschraf Ghani ist schwach, die Regierung noch schwächer, über die Wirtschaft muss man kein Wort verlieren. Streitkräfte und Polizei befinden sich - trotz intensiver Material- und Ausbildungshilfe aus dem Westen - nicht nur moralisch in einem erbärmlichen Zustand.
Klar kann man sagen, sieh her, das ist der Preis der »uneingeschränkten Solidarität«, die Rot-Grün 2001 den USA entgegenbrachte, als die mal schnell ein paar Terroristen am Hindukusch erledigen wollten. Doch was hilft der Hinweis? So wenig wie 130 zusätzliche Berater, deren Absender ratlos sind. Statt jedem Militärmandat zuzustimmen, wäre es Sache der Abgeordneten, von der Regierung Alternativen zu fordern - um in Afghanistan politisch zu retten, was zu retten ist.
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