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Manager-Zaunjagd: Mitarbeiter gefeuert

Konzern kündigt vier Air-France-Mitarbeitern und einem Gewerkschaftsvertreter / Bilder der flüchtenden Manager gingen um die Welt

  • Lesedauer: 2 Min.

Wegen der gewaltsamen Übergriffe auf zwei Air-France-Manager sind vier Mitarbeiter der französischen Fluggesellschaft gefeuert worden. Überdies sei die Kündigung eines Gewerkschaftsvertreters eingeleitet worden, teilte Air France am Donnerstag mit. Die Bilder, wie sich die beiden Manager mit zerrissenen Hemden über einen Zaun in Sicherheit brachten, waren am 5. Oktober um die Welt gegangen. Die Mitarbeiter müssen sich Anfang Dezember vor Gericht verantworten.

Der Angriff aufgebrachter Air-France-Mitarbeiter auf den Personalchef Xavier Broseta und den Direktor für Langstreckenflüge, Pierre Plissonnier, hatten am 5. Oktober weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Im Streit über einen neuen Sparplan bei Air France, der die Streichung von 2900 Stellen in den kommenden zwei Jahren vorsieht, hatten hunderte Mitarbeiter ein Treffen von Konzernleitung und Betriebsrat in der Zentrale der Fluggesellschaft gestürmt.

In dem Tumult wurden Broseta und Plissonnier die Hemden zerrissen, die Spitzenmanager mussten sich über einen Zaun vor den Demonstranten in Sicherheit bringen. Die Bilder sorgten für empörte Reaktionen. Premierminister Manuel Valls kündigte »harte Sanktionen« gegen die Verantwortlichen an, Präsident François Hollande nannte die Gewalt »inakzeptabel«. Bei dem Tumult wurden laut Air France sieben Menschen verletzt, einer davon schwer.

Insgesamt wurden wegen der Ausschreitungen 18 Disziplinarverfahren eingeleitet, darunter gegen die vier Angestellten sowie den Gewerkschaftsvertreter, die nun wegen »schweren Fehlverhaltens« gefeuert wurden. Sie werden sich vom 2. Dezember an auch vor Gericht verantworten müssen. Ein sechster Mitarbeiter wurde nur suspendiert, nachdem sich erwiesen hatte, dass er nicht direkt an dem Angriff beteiligt war. Elf weitere Mitarbeiter wurden wegen der Öffnung eines Tors für zwei Wochen ohne Lohn suspendiert.

Die Gewerkschaften verurteilten die Strafmaßnahmen der Fluggesellschaft. »Das ist nur eine Farce«, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft Force Ouvrière. Auf den Videoaufnahmen des Tumults sei nicht zu erkennen, wer was tue. Die Gewerkschaft CGT rief ihrerseits die Angestellten für kommenden Donnerstag zu neuen Protesten auf. Sie hatte mit einem »beispiellosen« Konflikt gedroht, wenn die Führung »zufällig ausgewählte« Angestellte entlasse, »um ein Beispiel zu setzen«.

Laut der Air-France-Führung werden 2016 rund tausend Mitarbeiter freiwillig das Unternehmen verlassen. Sollte es eine Einigung mit den Gewerkschaften über eine Erhöhung der Produktivität geben, könnte die Airline auf die Streichung der anderen 2000 Stellen verzichten. Air France will, dass die Piloten hundert Stunden zusätzlich pro Jahr ohne Lohnerhöhung fliegen. Das Unternehmen begründet diese Vorderung mit der weltweit starken Konkurrenz. AFP/nd

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