Staatsanwalt: Polizei verhinderte weiteren Anschlag in Paris

Hollande spricht von Verbindungen zwischen Anti-Terror-Aktion und Anschlägen / Sarkozy kritisiert Sicherheitspolitik von Hollande / Fahndung nach mutmaßlichem Drahtzieher der Terroranschläge / Polizeieinsatz in Paris beendet: Zwei Tote, sieben Festnahmen

  • Lesedauer: 9 Min.

Update 22.30 Uhr: Schweden hebt Terrorwarnstufe an
Schwedens Behörden haben die Terrorwarnstufe angehoben und fahnden intensiv nach einem Mann, der einen Terroranschlag in dem Land geplant haben soll. Das teilte die schwedische Sicherheitspolizei am Mittwoch mit. Zu der Nationalität des gesuchten Mannes machte die Säpo (Säkerhetspolis) in einer Pressekonferenz am Abend keine Angaben. Die Entscheidung stehe nicht in direkter Verbindung zu der jüngsten Terrorserie in Paris, hieß es. Man habe vielmehr auf den konkreten Terrorverdacht reagiert, der aus Informationen des Nationalen Zentrums zur Beurteilung von Terrorgefahren (NCT) hervorgehe, erklärte ein Sprecher. »Eine große Zahl Personen ist nach Schweden zurückgekehrt, nachdem sie an Kämpfen in Syrien und dem Irak teilgenommen hat«, erklärte die Säpo. »Außerdem sind weitere Personen vor Ort, die nach Schweden zurückkehren könnten.«

Update 20.20 Uhr: UN-Generalsekretär fordert würdige Behandlung von Flüchtlingen
Nach den Terroranschlägen in Paris haben Frankreichs Präsident François Hollande und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon über das weitere Vorgehen beraten. Ban habe Hollande in einem Telefonat Unterstützung bei der »schnellstmöglichen Verabschiedung« einer Anti-Terror-Resolution des UN-Sicherheitsrats zugesagt, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch unter Berufung auf Informationen aus dem Pariser Élysée-Palast. In der offiziellen UN-Mitteilung zum Telefonat war von dieser Zusage keine Rede. Laut AFP forderte Hollande zusätzliche Maßnahmen im Kampf gegen Terroristen und die Islamistenmiliz IS, der die Pariser Anschläge der vergangenen Woche mit 129 Toten zugeschrieben werden. Ban forderte nach Darstellung seines Büros auch nach den Anschlägen eine würdige Behandlung von Flüchtlingen, von denen viele selbst vor Extremismus und Terrorismus geflohen seien. »Er unterstrich die Bedeutung für Frankreich und Europa, die Flüchtlinge weiter mit Mitgefühl zu behandeln und ihre Rechte zu respektieren«, hieß es in der UN-Stellungnahme.

Update 19.30 Uhr: Staatsanwaltschaft: Terrorkommando in Saint-Denis war bereit zu Anschlag
Paris ist möglicherweise einem weiteren Terroranschlag entgangen. Die während einer Anti-Terror-Aktion in Saint-Denis überwältigte Gruppe sei bereit gewesen zu Aktionen, sagte der für Terrorismus zuständige oberste Staatsanwalt François Molins am Mittwoch in Paris. Der belgische Islamist Abdelhamid Abaaoud, der als möglicher Drahtzieher der Anschläge von Paris gilt, ist bei dem Anti-Terror-Einsatz in der Vorstadt Saint-Denis nicht festgenommen worden. Auch der flüchtige mutmaßliche Attentäter Salah Abdeslam sei nicht unter den Festgenommenen, sagte Molins. Zugleich betonte er, dass die bei dem Einsatz getöteten Menschen noch nicht identifiziert worden seien.

Update 16.15 Uhr: Pariser Staatsanwalt tritt um 19.00 Uhr vor die Presse
Die Pariser Staatsanwaltschaft will am Mittwochabend die Presse über den Ausgang des Anti-Terror-Einsatzes in der Vorstadt Saint-Denis informieren. Staatsanwalt François Molins werde um 19.00 Uhr vor die Presse treten, teilte die Behörde mit. Französische Spezialeinheiten hatten am Morgen bei der Suche nach dem berüchtigten Islamisten Abdelhamid Abaaoud eine Wohnung in Saint-Denis gestürmt. Der 28-jährige Belgier gilt als Drahtzieher der Anschläge in Paris vom Freitagabend mit 129 Toten.

Update 15.45 Uhr: Frankreich will illegalen Kunsthandel der IS-Terrormiliz bekämpfen
Frankreich will mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog den illegalen Handel der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit antiken Kunstwerken bekämpfen. Die Einfuhr- und Ausfuhrkontrollen von Kunstwerken aus Ländern, in denen die Extremisten aktiv sind, müssten verschärft und europaweit harmonisiert werden, sagte der Direktor des Louvre, Jean-Luc Martinez, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Zudem müsse eine schwarze Liste von »Hehlerparadiesen« ins Leben gerufen werden. Zudem will Frankreich bedrohte Kulturgüter aus Krisengebieten in sogenannten »Refugien« sicher aufbewahren. Als »ein Asyl für Museen« bezeichnete der französische Staatspräsident François Hollande diese temporären Reserven. Hollande hatte am Dienstagabend einige der Maßnahmen der Unesco-Generalkonferenz in Paris präsentiert. Der Staatschef hatte den Louvre-Direktor nach den Anschlägen im Nationalmuseum von Bardo in der tunesischen Hauptstadt Tunis gebeten, mögliche Maßnahmen zum Schutz bedrohter Kulturgüter auszuarbeiten.

Update 14.40 Uhr: Dutzende nach Anti-Terror-Einsatz psychologisch betreut
Nach dem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis bei Paris haben Psychologen mehrere Dutzend traumatisierte Anwohner betreut. In der Mittagszeit waren etwa 30 Menschen in einer Klinik untergebracht, wie ein Mediziner vor Ort mitteilte. Insgesamt seien etwa 60 bis 80 Bewohner aus der unmittelbaren Nachbarschaft des am Mittwochmorgen gestürmten Hauses auf psychotherapeutische Hilfe angewiesen, sagte Jean-Marc Agostinucci vom Französischen Roten Kreuz. »Der Lärm der Explosionen und Schüsse hat sie zutiefst verstört.« Bei dem Einsatz mitten in einem Wohngebiet waren zwei mutmaßliche Terroristen ums Leben gekommen.

Update 13.30 Uhr: Hollande spricht von Verbindungen zwischen Anti-Terror-Aktion und Anschlägen
Zwischen den am Mittwoch in Saint-Denis festgenommenen mutmaßlichen Terroristen und den Anschlägen vom Freitag in Paris gibt es nach Angaben von Frankreichs Präsident François Hollande eine Verbindung. Das sagte der Staatschef am Mittwoch während einer Veranstaltung mit französischen Bürgermeistern.

Update 12.55 Uhr: Staatsanwaltschaft: Identität der beiden Toten bisher unklar
Die Behörden haben nach der Erstürmung einer verdächtigen Wohnung im Norden von Paris keine Angaben zum Verbleib des gesuchten Islamisten Abdelhamid Abaaoud gemacht. Der Pariser Staatsanwalt François Molins bestätigte zwar am Mittwoch in Saint-Denis, dass der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris Ziel des Einsatzes war. Bisher ist nicht geklärt wer die beiden Toten sind.

Update 12.35 Uhr: Alle Opfer der Pariser Terroranschläge wurden identifiziert
Wie die französische Nachrichtenagentur AFP mitteilt, wurden alle 129 Opfer der Pariser Anschläge mittlerweile identifiziert.

Update 12.30 Uhr: Französische Polizei bittet, Einsätze nicht publik zu machen
In einem Tweet bittet die französische Polizei darum, ihre landesweit laufenden Kontrollen nicht über die sozialen Netzwerke bekannt zugeben.

Update 12.26 Uhr: Zwei tote Terrorverdächtige bei Polizeieinsatz in Saint-Denis
Bei einem Polizeieinsatz nördlich von Paris sind zwei mutmaßliche Terroristen ums Leben gekommen. Eine Frau sprengte sich selbst in die Luft, als Spezialkräfte eine Wohnung in Saint Denis stürmten. Ein weiterer Mann sei von Schüssen und Granaten tödlich verletzt worden, sagte Staatsanwalt François Molins am Mittwoch in Saint-Denis. Vor der Aktion habe es Hinweise gegeben, dass der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud sich in der Wohnung aufhalten könnte. Sieben Personen wurden festgenommen, darunter ein Mann, der die Wohnung zur Verfügung gestellt hatte, sowie eine Bekannte von ihm. Die Identität der mutmaßlichen Terroristen sei aber noch nicht geklärt.

Update 11.55 Uhr: Polizei bestätigt das Ende des Einsatzes in Saint Denis
Der Polizeieinsatz in Saint-Denis ist beendet. Dies sagte Regierungssprecher Stéphane Le Foll am Mittwoch in Paris. Innenminister Bernard Cazeneuve werde später Details zu der Aktion verkünden. Sie zielte nach Medienberichten auf einen mutmaßlichen Drahtzieher der blutigen Terroranschläge vom vergangenen Freitag.

Update 10.40 Uhr: Sarkozy kritisiert Sicherheitspolitik von Hollande scharf
Der französische Oppositionsführer Nicolas Sarkozy hat Präsident François Hollande schwere Versäumnisse in der Sicherheitspolitik vorgeworfen. Nach den islamistischen Anschlägen im Januar auf die Satirezeitung »Charlie Hebdo« und einen jüdischen Supermarkt sei »zu viel Zeit« verloren worden, kritisierte der frühere Staatschef in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Zeitung »Le Monde«. Auch habe die Regierung im Bereich der inneren Sicherheit nicht die nötigen Konsequenzen aus der militärischen Intervention in Syrien gezogen. Die Regierung hätte die Anti-Terror-Maßnahmen verstärken müssen. Es bedürfe »zweifellos der Bildung einer parlamentarischen Untersuchungskommission«, um »die Lehren aus den Ereignissen zu ziehen«, sagte der Vorsitzende der konservativen Republikaner mit Blick auf die islamistischen Anschläge in Paris.

Update 10.15 Uhr: Hollande versammelt Regierungsmitglieder im Élysée
Während der Anti-Terror-Aktion in Saint-Denis nördlich von Paris hat Frankreichs Präsident François Hollande für die Sicherheit des Landes wichtige Regierungsmitglieder um sich versammelt. Neben Premierminister Manuel Valls kam nach Berichten französischer Medien am Mittwoch auch Innenminister Bernard Cazeneuve in den Élyséepalast. Der Polizeieinsatz spielte sich in einem Viertel im Zentrum des Pariser Vororts ab, das nur etwa eineinhalb Kilometer vom Stade de France entfernt liegt. Dort hatten sich am Freitag als Teil der Terrorwelle drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.

Update 9.15 Uhr: Drei Festnahmen in Paris
Bei dem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis nördlich von Paris sind drei Verdächtige festgenommen worden. Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch unter Berufung auf Ermittler. Bei dem Einsatz wurdne mindestens zwei Verdächtige getötet. Eine Frau sprengte sich selbst in die Luft. Mehrere Verdächtige hatten sich in einer Wohnung verschanzt.

Zwei Tote: Polizeiaktion nach Terroranschlägen – Frau sprengt sich in die Luft

Bei einem Polizeieinsatz in Saint-Denis im Norden von Paris hat es zwei Tote gegeben. Der Einsatz gilt dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge von Paris, dem belgischen Islamisten Abdelhamid Abaaoud. Eine Frau habe sich am Mittwochmorgen selbst in die Luft gesprengt. Ein Verdächtiger halte sich noch verschanzt, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Polizeiquellen. Die Identität der Toten war zunächst unklar. Es gab zwei Festnahmen.

Unklar war zunächst auch, ob sich das 28-jährige Mitglied der Dschihadistenmiliz IS (Daesh) auch tatsächlich in der Wohnung im Vorort Saint-Denis befand. Dort belagern Eliteeinheiten seit dem frühen Mittwochmorgen eine Wohnung, es kam zu heftigen Schießereien. Bei dem Anti-Terror-Einsatz gab es mindestens einen Toten, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Zwei Polizisten wurden verletzt. Die Identität des Opfers war zunächst unklar, es wurde aber in der belagerten Wohnung getötet.

Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an, auch Beamte der Eliteeinheit Raid waren in Saint-Denis im Einsatz. Mindestens ein Hubschrauber überflog das weiträumig abgesperrte Gebiet. Der Feuerwehr zufolge begann der Einsatz an der Ecke der Straßen République und Corbillon gegen 4.30 Uhr. Nach Angaben des Bürgermeisters von Saint-Denis, Didier Paillard, wurde der öffentliche Nahverkehr in dem Gebiet gestoppt. Die Wohnung liege »im Herzen« von Saint-Denis. Sämtliche Schulen sollten am Mittwoch geschlossen bleiben. Eine Anwohnerin sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie habe »Schüsse gehört, 'Bumm'-Geräusche wie Granaten und dann immer wieder Schüsse«.

In der Wohnung haben sich Ermittlern zufolge zwei bis vier Verdächtige verschanzt.

In der französischen Hauptstadt waren am Freitagabend bei einer Anschlagserie 129 Menschen getötet worden. Seitdem gibt es umfassende Aktionen und Durchsuchungen der Polizei im ganzen Land. In Saint-Denis steht das Stade de France. Die Terroristen hatten auch dort ein Blutbad anrichten wollen, als die deutsche Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Die Extremisten gelangten aber nicht ins Stadion. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal