Afghanistan

LESEPROBE

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Seit der NATO-Gipfel von Chicago im Mai 2012 den Abzug der Kampftruppen aus Afghanistan bis zum Ende des Jahres 2014 offiziell verkündete, interessiert die tatsächliche Situation im Lande weder die Politik noch die Medien in nennenswertem Maße. Es geht vielmehr darum, die mehr als ein Jahrzehnt andauernde »Mission« - seinerzeit großspurig als »Operation Enduring Freedom« bezeichnet -, die in Wirklichkeit ein Interventionskrieg gegen Afghanistan war, noch einmal zu rechtfertigen und den Anschein zu erwecken, als wäre dieser Krieg letztlich doch ein Erfolg gewesen ...

Es ist eine nicht in Frage stehende Tatsache, dass die NATO ihre selbst formulierten militärischen Ziele trotz eines enormen Mitteleinsatzes weder strategisch noch operativ erreicht hat und seit 2009 lediglich noch nach einem das Gesicht wahrenden Abzug strebt - notfalls auch auf Kosten der afghanischen Verbündeten, denn die ständig kolportierte Stabilisierung der Sicherheitslage steht lediglich auf dem Papier ...

Niemand wird die im Jahrzehnt nach dem Sturz des Taliban-Regimes erreichten Fortschritte auf einigen Gebieten (Schulbildung, Gesundheitswesen, Infrastruktur, Medien) negieren oder gering schätzen, aber es muss mit aller Deutlichkeit gesagt werden, dass sie angesichts der Gesamtsituation Afghanistans noch keineswegs nachhaltig und schon gar nicht irreversibel sind, weil sich an der grundlegenden afghanischen Konfliktkonstellation trotz der NATO-Intervention qualitativ nichts geändert hat. Das hat sich mit aller Deutlichkeit im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen von 2014 gezeigt. Und weit über das militärische Scheitern der NATO in Afghanistan hinaus besteht ein gravierendes Problem darin, dass es nicht gelungen ist, Afghanistan auf demokratische Weise an die Welt von heute heranzuführen.

Aus dem Vorwort von Diethelm Weidemann zu seinem Buch »Afghanistan - Ende einer Mission. Chance oder Marsch ins Ungewisse?« (Trafo, 172 S., br., 24,80 €).

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