Rechtsanwälte schmuggeln für Mandanten
Rechtsanwälte von Berliner Gefängnisinsassen sind in den vergangenen Jahren immer wieder beim Einschmuggeln von Handys erwischt worden. In seltenen Fällen versuchten die Verteidiger auch, ihren Mandanten Rauschgift zu bringen. Das geht aus einer Antwort der Senatsjustizverwaltung auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Tom Schreiber hervor.
Seit 2010 wurden 20 Handys bei Kontrollen der Juristen im Untersuchungsgefängnis Moabit gefunden. Außerdem fielen Ladekabel und selbst gebrannte DVDs auf. 2012 entdeckten die Justizbeamten in Moabit bei ihren Kontrollen darüber hinaus rund 20 Gramm Haschisch bei einem Rechtsanwalt. Ein anderer hatte eine Gürtelschnalle in Form einer Automatikwaffe - also etwa einer Maschinenpistole oder eines Sturmgewehres - dabei.
Bei einem Anwaltsbesuch im Gefängnis Tegel fand die Justizaufsicht 25 Gramm Marihuana und 20 Tabletten eines Medikaments gegen Übelkeit, das auch als Droge genommen werden kann.
In Moabit fiel 2011 ein Verteidiger mit einem Briefumschlag auf - darin lagen 10 200 Dollar. Es ließ sich aber nicht klären, ob das Geld ein kurz zuvor erhaltenes Honorar war, wie der Anwalt behauptete, oder ob es für einen Häftling bestimmt war.
Die Justiz reagierte auf die Schmuggelversuche mit einer Reihe von schriftlichen Ermahnungen, Schreiben an die Rechtsanwaltskammer und in wenigen Fällen auch mit einer Anzeige und einem Hausverbot.
Wie hoch die Dunkelziffer von nicht erwischten Anwälten mit verbotenen Geräten oder Drogen ist, kann keiner sagen. Bekannt ist, dass viele Gefängnisinsassen über Handys verfügen und dass bei Durchsuchungen von Zellen immer wieder Telefone und Rauschgift gefunden werden. Vieles wird vermutlich auch von Verwandten eingeschmuggelt.
Nicht sanktioniert wurden kulinarisch orientierte Schmuggelversuche im vergangenen Jahr. Die Ware: zwei Döner. dpa/nd
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.