Burkina Faso kehrt zur Demokratie zurück

Oppositionspolitiker und ehemalige Ministerpräsident Marc Christian Kaboré zum neuen Präsidenten gewählt

  • Lesedauer: 2 Min.
Seit Oktober 2014 versank Burkina Faso in politischem Chaos. Massenproteste führten zum Rücktritt des unbeliebten Langzeitpräsidenten Compaoré. Dann drohte auch die Interimsregierung zu stürzen. Kann der neue Staatschef Kaboré Stabilität bringen?

Ouagadougou. Nach schweren politischen Unruhen und nur knapp drei Monate nach einem vereitelten Militärputsch hat das westafrikanische Burkina Faso einen neuen Präsidenten. Der Oppositionspolitiker und ehemalige Ministerpräsident Marc Christian Kaboré habe bei der Wahl am Sonntag 53,49 Prozent der Stimmen errungen, teilte die Wahlkommission in der Nacht zum Dienstag mit. Sein schärfster Gegner, der ehemalige Finanzminister Zéphirin Diabré, kam nach dem vorläufigen Endergebnis nur auf 29,65 Prozent. Medienberichten zufolge gratulierte Diabré dem Wahlsieger zum Erfolg.

In der ehemaligen französischen Kolonie war nach dem Abgang des langjährigen Herrschers Blaise Compaoré vor gut einem Jahr eine Übergangsregierung an der Macht, die im September nur mit Mühe einen Militärputsch überstanden hatte. Compaoré hatte sich Ende der 1980er Jahre an die Macht geputscht und wollte im vergangenen Jahr die Verfassung ein zweites Mal ändern lassen, um weiter im Amt bleiben zu können. Nach wochenlangen Massenprotesten musste er aber schließlich seinen Hut nehmen. Beobachter sprachen damals in Anlehnung an den »Arabischen Frühling« hoffnungsvoll von einem »Schwarzen Frühling«.

Burkina Faso ist der größte Baumwollproduzent Afrikas und hat auch reiche Goldvorkommen. Dennoch gilt der Binnenstaat, der unter anderem an Mali, Ghana und die Elfenbeinküste grenzt, als eines der ärmsten Länder der Welt: Jugendarbeitslosigkeit und Analphabetismus sind selbst in der Hauptstadt Ouagadougou weit verbreitet, und im »Human Development Index 2013« rangiert das Binnenland auf Platz 181 von insgesamt 187.

Der 58-jährige Kaboré ist Präsident der sozialdemokratischen Volksbewegung für Fortschritt (MPP), die sich im vergangenen Jahr aus Protest gegen die geplante Verfassungsänderung von Compaorés Regierung abgesetzt hatte. Insgesamt standen 14 Kandidaten zur Wahl, Chancen auf das höchste Staatsamt wurden aber nur Kaboré und dem Finanz- und Wirtschaftsexperten Diabré (56) eingeräumt.

Von den knapp 17 Millionen Einwohnern waren rund 5,5 Millionen wahlberechtigt. Sie wählten gleichzeitig ein neues Parlament. Dabei bewarben sich 7000 Kandidaten um die 127 Sitze. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal