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Voice of America

  • Lesedauer: 2 Min.

Seine Stimme sei angefüllt mit »schlechten Manieren, Sex und dem traurigen Wissen über den Lauf der Welt«, sagte Bruce Springsteen einst über Frank Sinatra. Der Begründer der großen Kunst des so eleganten wie ruppigen Big-Band-Entertainments und damit Wegbereiter aller folgenden Popstars war hin- und hergerissen - zwischen den Glitzerbühnen von Las Vegas einerseits und den Abgründen derer, die die groteske Show-Welt erst aus dem Wüstensand gestampft hatten: seiner Jugendfreunde von der Mafia. Später wurde Sinatra auch Maskottchen und nützlicher Idiot für John F. Kennedy, während ihn gleichzeitig Moralapostel Robert Kennedy zu einem Lieblingsfeind erkor - ihn und seine Mafiakumpel, die den Kennedys doch erst zur Wahl verholfen hatten. Diese Heuchelei sollte Sinatra den Glamour-Brüdern im Weißen Haus nie verzeihen, die Mafia schon gar nicht. Doch so läuft die Welt, und Sinatras Stimme, die nie einen selber geschriebenen Song sang, zeugt vom traurigen Wissen darum: »New York, New York«, »Strangers In The Night«, »Fly me to the Moon«. Und darum ist der einstige liberale Vorkämpfer für Rassengleichheit und sexuelle Befreiung schließlich aus Trotz bei den Republikanern gelandet. Er würde das als »My Way« bezeichnen. Und weil sich die aufregenden und die traurigen Wendungen der neueren US-Geschichte so elektrisierend in seinem melancholischen Timbre niederschlugen, nannten ihn die US-Amerikaner schon früh »The Voice«.

Zum 100. Geburtstag nun spielt das Andrej-Hermlin-Orchester Sinatra-Songs der 30er und 40er Jahre. Da war er noch der blauäugige Saubermann, der mit Gene Kelly in Hollywood-Musicals schmachtete - doch Erinnerungen ans italienische Ghetto und Vorahnungen der eigenen biografischen Achterbahnfahrt scheinen trotzdem bereits weise mitzuschwingen. tri Foto: AFP

15.12., 20 Uhr, Wintergarten

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