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Mit viel Liebe gemachtes Fernsehen

Hauptdarsteller Bjarne Mädel und Regisseur Arne Feldhusen über die neue Staffel der Serie »Tatortreiniger« im NDR

  • Jan Freitag
  • Lesedauer: 4 Min.
Am 17. Dezember startet die fünfte Staffel der Krimi-Satire »Tatortreiniger«. Was sie davon halten, dass die Serie auch in den USA ein Erfolg ist, und warum ihre Serie den Deutschen mehr Humor zumutet als üblich, haben sie Jan Freitag erzählt.

Herr Mädel, Herr Feldhusen, müssen Sie sich angesichts des Erfolgs vom »Tatortreiniger«, der in den USA mit Untertiteln läuft, manchmal gegenseitig kneifen?
Bjarne Mädel: Wie viele Leute wo genau Filme von mir sehen, bleibt verglichen damit, was mir wichtig ist am Beruf, abstrakt. So lange das genug Zuschauer einschalten, damit man weitermachen kann, ist es mir egal, ob die Serie von ein paar hunderttausend oder von sieben Millionen Menschen gesehen wird.

Die seltene Kombination aus Lob im Feuilleton und guten Quoten lässt Sie kalt?
Mädel: Kalt nicht. Aber diese Art von Erfolg ist nicht der Antrieb meines Tuns.

Feldhusen: Die Frage ist ja nicht, Bjarne, was dein Antrieb ist, sondern wie du das Resultat findest.

Mädel: Toll!

Feldhusen: Find ich auch. Und Bjarnes Vater in den USA freut sich tierisch, wenn er da seinen Sohn am Bildschirm sieht.

Mädel: Der ist ganz stolz.

Feldhusen: Aber wenn ich weiterdrehen darf, bin ich trotzdem nicht dauernd in Gedanken in den USA, wo das auch läuft. Andererseits schafft diese internationale Wahrnehmung künstlerisch neue Freiheiten. Misserfolg schmälert die Verhandlungsposition immens und mehr Leute reden uns rein. Wir dürfen bislang noch so machen, wie wir wollen.

Und was genau machen Sie, dass es so vielen Leuten so gut gefällt?
Feldhusen: Vielleicht erkennen die Leute an, dass wir dieses Format mit eher wenig Geld, aber viel Liebe zurechtgeklöppelt haben. Was meinen Sie, warum die Leute das gern sehen?

Wegen des spielerischen Umgangs mit dem tragischen Thema Tod?

Mädel: Ohne den Tod dabei zu leicht zu nehmen - da ist was dran.

Feldhusen: Und die Tatsache, dass wir im krimiverseuchten Deutschland über größere Themen als Mord und Totschlag philosophieren, uns aber immer wieder auf den Kern eines einfach gestrickten Mannes besinnen, der manchmal auf dicke Hose macht.

Würde das ohne einen von Ihnen beiden funktionieren?

Mädel: Ich könnte das mit jedem machen! Nee, unsere Autorin Mizzi Meyer, Arne und ich sind aufeinander angewiesen. Aber auch auf alle anderen, die mitmachen.

Feldhusen: Das sind von Beginn an die gleichen, was sehr selten ist in diesem Metier. Wir haben sofort alle Bauchschmerzen, wenn mal einer absagt.

Mädel: Das geht bei der Garderobiere los, die mich morgens an- und abends auszieht. Arne und ich haben ja auch schon »Stromberg« zusammen gemacht. Weil ein Tontechniker nicht unseren Humor hatte, sah der ständig aus, als hätte er Zahnschmerzen. Das strahlt auf alle negativ ab, so arbeite ich nicht gern.

Feldhusen: Der ist dann aber auch ganz schnell gegangen.

Mädel: Dem war »Stromberg« zu mainstreamig, weshalb er »Bachelor« gemacht hat. Wichtig für den Erfolg eines Formats ist der Geist, der uns beide, aber auch alle anderen trägt.

Hat es sich 2004 am Set von »Stromberg« eigentlich angedeutet, dass Sie künftig fast alles gemeinsam machen?
Feldhusen: Es hat schon gefunkt zwischen uns.

Mädel: Ich hatte die Rolle als Ernie ja schon, als ich Arne kennengelernt habe. Aber er meinte gleich zu mir, wie gut er es fand, was ich hier im Hamburger Schauspielhaus gespielt habe, »Konfetti« oder »Bandscheibenvorfall« von Ingrid Lausund. Wenn ein Regisseur dein Spiel mag und deinen Humor teilt, geht man sehr befreit in so eine Arbeit. Inzwischen funktioniert vieles zwischen uns nonverbal.

In einer alten Ehe kann so was auch für Konflikte sorgen.

Feldhusen: Für eine alte Ehe langweilen wir uns zu wenig miteinander. Ich weiß, was ich von ihm kriege, lasse mich aber immer wieder überraschen. Und Bjarne dreht ja ab und zu Sachen ohne mich.

Umgekehrt ist das fast nie der Fall. Eifersüchtig?
Feldhusen: (lacht) Noch nicht, eher interessiert. Wir sind auch keine Ehe, aber befreundet, das hat mehr Vor- als Nachteile, weil man viel weniger Rücksicht auf Eitelkeiten nehmen muss und ehrlich miteinander umgeht. Wir haben allerdings dieselben Rucksäcke.

Mädel: Da müssen wir schon bisschen aufpassen; ich hab ihm sein altes Bett abgekauft, lache an den gleichen Stellen ...

Feldhusen: Wir haben beide einen Humor, der den Deutschen mehr zumutet als üblich. Mitten im Spaß bierernst zu werden und dann nicht vor Slapstick zurückzuschrecken - das loten wir aus.

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