Helmand vor dem Fall

Bedrohliche Lage in der südafghanischen Provinz

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Sicherheitslage in Afghanistan wird zunehmend desolater. Dafür steht paradigmatisch die von Taliban berannte Provinz Helmand.

Kandahar. Die südafghanische Provinz Helmand steht laut einer Warnung des Vizegouverneurs kurz vor dem Fall an die Taliban. »Ich kann nicht länger schweigen. Helmand steht kurz vor dem Fall«, schrieb Mohammed Dschan Rasuljar am Sonntag per Facebook an Präsident Aschraf Ghani. Die Zentralregierung versprach die rasche Entsendung von Verstärkung in den Bezirk Sangin, der seit Tagen heftig umkämpft ist.

In den zwei Tagen zuvor seien 90 Soldaten bei Kämpfen mit der islamistischen Rebellenbewegung getötet worden, schrieb Rasuljar auf Facebook. Der Vizegouverneur forderte sofortige Verstärkung aus der Hauptstadt Kabul. Ihm sei es nicht gelungen, den Präsidenten über andere Kanäle zu erreichen, beklagte Rasuljar. Er warf Ghani vor, die bedrohliche Lage in Helmand herunterzuspielen.

Seine Warnung wirft ein Schlaglicht auf die Sicherheitslage in Teilen Afghanistans ein Jahr nach dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes. Sie erinnert zudem an die Eroberung der nördlichen Stadt Kundus im September. Die Provinzhauptstadt war von den Taliban überrannt worden war, bevor sie nach tagelangen Kämpfen von der Armee zurückerobert werden konnte. Es war der größte Sieg der Taliban seit ihrem Sturz 2001.

Rasuljar sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, die Taliban hätten am Sonntag im Bezirk Sangin das Polizeihauptquartier, das Büro des Bezirksgouverneurs und das Gebäude des Geheimdienstes erobert. »Die Kämpfe in dem Bezirk eskalieren«, so Rasuljar. Die Zentralregierung versprach, rasch Verstärkung nach Sangin zu schicken, bestritt aber, dass der Bezirk an die Taliban zu fallen drohe.

Einwohner erklärten, die belagerten Soldaten in Sangin würden um Nahrungsmittel bitten, während die Straßen in die Stadt vermint seien. Der Bezirk ist seit Jahren eine Hochburg der Taliban und bekannt für den Opiumanbau. Laut Regierungsbeamten sind zwölf der 14 Bezirke von Helmand heftig umkämpft oder unter Kontrolle der Islamisten. Die Aufständischen überrannten kürzlich auch einen Vorort der Provinzhauptstadt Laschkar Gah.

Die US-Armee entsandte in den vergangenen Wochen Spezialkräfte nach Helmand. AFP/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal