Hungern Flüchtlinge in Berlin?

Helfer und LAGeSo streiten über Versorgung von Geflüchteten / »Moabit hilft«: Geldleistungen wurden nicht ausgezahlt / Sozialverwaltung weist Kritik zurück

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Helfer rechnen damit, dass sich die Situation der Flüchtlinge in Berlin über Silvester weiter zuspitzt. Viele Menschen hätten in den vergangenen Tagen kein Geld ausgezahlt bekommen, weil ihre Termine auf den 7. Januar verlegt wurden.

»Das heißt, Leute in Berlin hungern, weil sie kein Geld mehr haben um sich mit Lebensmitteln zu versorgen«, sagte Diana Henniges vom Flüchtlingshilfeverein »Moabit hilft« im Deutschlandfunk. Die Sozialverwaltung wies die Kritik zurück.

»Die Flüchtlinge hungern nicht«, betonte die Sprecherin am Dienstag. Es seien zwar Termine verschoben worden. Die Menschen würden aber in den Notunterkünften versorgt. Niemand müsse auf der Straße schlafen. Wer sich in Gemeinschaftunterkünften selbst versorge und deshalb dringend Hilfe brauche, werde am Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) bevorzugt rangenommen. Dort laufe die Terminvergabe inzwischen nach Dringlichkeit ab.

An den Weihnachtstagen waren vergleichsweise wenig Flüchtlinge nach Berlin gekommen. Auch die Lage am LAGeSo hatte sich deutlich entspannt. Am Montag gab es aber wieder lange Schlangen, Termine mussten erneut verschoben werden.

Probleme mache inzwischen nicht mehr die Registrierung der neu ankommenden Flüchtlinge, sagte Henniges. »Das funktioniert tatsächlich sehr gut.« Chaos gebe es aber nach wie vor bei weiterführenden Leistungen wie der Ausstellung von Krankenscheinen oder Geldauszahlungen.

Die Mitarbeiter im LAGeSo seien dafür nicht zu kritisieren, betonte die Helferin: »Die leisten wahnsinnig gute Arbeit.« Aber die Verwaltung in Berlin sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden. Zudem habe es zuletzt »eine totale Misswirtschaft« gegeben, neue Mitarbeiter seien nicht rechtzeitig geschult worden. Eine Entlassung von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hält Henniges trotzdem nicht für hilfreich. »Das würde grundsätzlich nichts an unserer desolaten Situation ändern«, sagte sie.

Laut Senatsverwaltung wird rund um den Jahreswechsel Platz für 6000 weitere Flüchtlinge in Berlin geschaffen. Teils würden Unterkünfte neu eröffnet, teils bestehende aufgestockt, sagte Czajas Sprecherin. Wie die »Berliner Morgenpost« berichtete, soll unter anderem die Unterkunft in einem ehemaligen Kaufhaus an der Karl-Marx-Straße in Neukölln deutlich ausgebaut werden. Auch ein Hotel in der Nähe des Potsdamer Platzes werde bereits seit Weihnachten bezogen.

In absehbarer Zeit müssten deshalb erstmal keine weiteren Turnhallen genutzt werden, hieß es von der Sozialverwaltung. Derzeit sind 47 Turnhallen in Berlin mit Flüchtlingen belegt. dpa/nd

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