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Kein Trost in Südkorea

»Trostfrauen« kritisieren Abkommen mit Japan

  • Susanne Steffen
  • Lesedauer: 2 Min.
Japan und Südkorea erklären den Streit um Zwangsprostituierte für beigelegt. Doch von ehemaligen Zwangsprostituierten und Aktivistengruppen wird Kritik laut.

Am Montag haben die Außenminister Japans und Südkoreas nach ihrem eilig einberufenen Treffen in Seoul stolz verkündet, die Frage der Entschädigung der koreanischen Zwangsprostituierten im Zweiten Weltkrieg sei »endgültig und unwiderruflich« geklärt. Beide Seiten einigten sich auf die Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung der Opfer in Höhe von 1 Milliarde Yen (7,6 Millionen Euro). Japans Premier Shinzo Abe entschuldigte sich telefonisch bei Präsidentin Park Geun-hye.

Nun kritisieren Opferverbände, die Übereinkunft lasse die Frage offen, ob Tokio seine Schuld auch im rechtlichen Sinne oder lediglich wie bislang aus humanitärer Sicht anerkenne. Der Fonds werde als Hilfsmaßnahme deklariert. Im Gespräch mit japanischen Journalisten hatte Außenminister Fumio Kishida sogar ausdrücklich erklärt, die Gelder kämen zwar aus der Staatskasse, seien aber keine formellen Entschädigungszahlungen. Seit Jahren fordern die überlebenden Opfer eine formelle und an sie persönlich adressierte Entschuldigung sowie direkte Entschädigungszahlungen des japanischen Staates.

Noch ist unklar, wie viele der 46 noch lebenden ehemaligen Sexsklavinnen die neue Lösung annehmen werden. Die 88-jährige Yoo Hee-nam gehört zu den wenigen, die öffentlich erklärt haben, sie werden die Einigung akzeptieren. »Ich werde der Regierung folgen«, sagte Yoo in einer Pressekonferenz. »Uns wurden unser ganzes Leben lang grundlegende Menschenrechte verweigert. Deshalb kann ich (mit dieser Einigung) nicht wirklich zufrieden sein«, so Yoo weiter.

»Beide Regierungen interessieren sich nicht für die Opfer«, sagte dagegen die ebenfalls 88-jährige Lee Young-soo. Sie werde die Einigung keinesfalls akzeptieren. »Wer Verbrechen begeht, muss ganz offiziell die rechtliche Verantwortung dafür tragen. Ich werde weiter kämpfen bis zu meinem Tod.«

Andere Opfer verglichen den neuen Fonds mit dem Asian Women`s Fund, den Japan zwischen 1995 und 2007 betrieben hatte, um die asiatischen Zwangsprostituierten mit privaten Spenden zu entschädigen. Damals hatten lediglich sieben südkoreanische Opfer das Angebot akzeptiert. Wohl auch vor diesem Hintergrund fiel das Lob der südkoreanischen Presse verhalten aus. »Angesichts der Tatsache, dass nicht abzusehen ist, wie es mit Japan und Südkorea weitergeht, fragen wir uns, ob es richtig war, die Einigung als endgültig und irreversibel zu bezeichnen«, kommentierte die Tageszeitung »Chosun Ilbo«.

Tokio hat Seoul zudem das Versprechen abgerungen, die Trostfrauenstatue vor der japanischen Botschaft in der Hauptstadt zu entfernen. »Diese Statue ist längst Allgemeingut geworden«, erklärten nun die Initiatoren des Mahnmals in südkoreanischen Medien. »Es ist unmöglich, sie abzubauen oder woanders aufzustellen«.

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