Nicht alles Gold, was glänzt

Börsencrash in Chinas lässt Peking wichtigste Finanzmärkte schließen

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Berlin. Manch ein Bewohner von Zhushigang wird dieser Tage vermutlich wehmütig auf die 36 Meter große goldene Statue von Mao Zedong blicken. Das unscheinbare Dorf liegt auf halber Strecke zwischen Peking und Shanghai. Bauern und örtliche Unternehmen finanzierten laut Behördenangaben die umgerechnet rund 400 000 Euro teure Statue eben jenes Mannes, der als Revolutionsführer die Geschicke der Volksrepublik China bis zu seinem Tod 1976 bestimmt hatte. Zwar war Maos Herrschaft wahrlich nicht golden, doch war China damals wenigstens vor den Turbulenzen des Kapitalismus gefeit.

Diese bringen seit Jahresbeginn weltweit die Finanzmärkte in Aufregung. Am Donnerstag schlossen Chinas Börsen nur eine halbe Stunde nach Handelsbeginn. Der Grund: Der entscheidende Index CSI 300 mit den wichtigsten Unternehmen des Landes verlor sieben Prozent. Bereits am Montag mussten die Börsen wegen eines ähnlichen Kursrutsches vorzeitig schließen. Die Schockwellen waren auch in New York und in Frankfurt am Main zu spüren. Der Deutsche Aktienindex DAX rutschte unter die wichtige Marke von 10 000 Zählern.

Dabei sind die größten Verlierer des Aktiencrashs in Fernost vermutlich die chinesischen Kleinsparer. Im Sommer 2014 setzte in China eine wahre Börseneuphorie ein. Auch einfache Chinesen machten mit beim großen Spekulationsspiel und trieben die Kurse um mehr als 150 Prozent in die Höhe - bis im vergangen Sommer der erste große Crash kam und viele kleine und große Vermögen vernichtete. Peking versuchte zwar, mit milliardenschweren Rettungsprogrammen und Abwertungen des Yuan zu intervenieren. Doch der Schaden war bereits angerichtet. Nun will China den Mechanismus zum automatischen Stop des Börsenhandels bei Turbulenzen wieder außer Kraft setzen. spo Seite 9

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