Varoufakis umgarnt Blockupy

Ex-Finanzminister reagiert auf Kritik an DiEM-Projekt

Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis umarmt seine Kritiker. In seinem Blog antwortete er auf Vorbehalte aus dem Kreis linker Bewegungsaktivisten an der geplanten Gründung einer neuen paneuropäischen Bewegung DiEM25 - mit einer Einladung und der Aussage: Ich bin einer von euch.

Zentraler Einwand gegen das Projekt, für das am 9. Februar in der Berliner Volksbühne offiziell der Startschuss gegeben werden soll, ist die Tatsache, dass es europaweite Netzwerke bereits gibt und - grundsätzlicher - Bewegungen nicht »von oben« gemacht werden. »Es gibt Leute, die schon vorher auf die Idee gekommen sind, dass wir eine transnationale Vernetzung brauchen, ja gar eine Bewegung von unten«, schrieb der linke Aktivist John Malamatinas an den griechischen Politstar und verwies auf Foren wie Blockupy, Altersummit oder die Agora-Treffen. Der Brief war in der vergangenen Woche auf der nd-Webseite veröffentlicht worden.

In seiner Antwort gibt sich Varoufakis bescheiden: Selbstverständlich fange DiEM nicht bei Null an, sondern könne von der »Erfahrung und dynamischen Kraft von lokalen und globalen Bewegungen wie Blockupy lernen«. Dennoch hält er einen neuen Anfang für nötig. »Einer, der jene Menschen anspricht, die bisher von den Bewegungen unberührt geblieben sind.« Er hat dabei die »Millionen von Europäern« im Auge, die durch den »Athener Frühling« und die »Unbarmherzigkeit«, mit der das »offizielle« Europa den Reformkurs der SYRIZA-Regierung zerschlagen habe, aufgerüttelt worden seien. Diese neu politisierten Menschen sollen abgeholt werden. »Die Idee hinter DiEM ist, eine neue, verheißungsvolle Verbindung zwischen den Bewegungen und der empörten stillen Mehrheit anzubieten«, erklärt Varoufakis in seiner Replik. Ziel sei eine »Koalition von Demokraten, die fordern, dass der Demos, das Volk, wieder ins Zentrum der Demokratie gerückt wird«.

Es bleibt aber nicht nur bei warmen Worten. Konkret regt Varoufakis an, eines der öffentlichen Vorbereitungstreffen der Frage »DiEM und die Bewegungen?« zu widmen. Darüber hinaus bietet er Blockupy Redezeit im Rahmen der Hauptveranstaltung in der Volksbühne an und kündigt an, Malamatinas Rat zu befolgen und den Blockupy-Ratschlag zu besuchen, der am Wochenende davor in Berlin stattfindet. Das antikapitalistische Krisenbündnis ist seit den letzten Aktionstagen im März in Frankfurt am Main auf der Suche nach einer Perspektive. Per Twitter kommentiert es die Nachricht ein wenig süffisant: »Nice. Varaoufakis will beim Blockupy-Ratschlag zuhören. Pressekarten gibt es eher keine. Wir bleiben eine Bewegung!«

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