Im Kriechgang zur Autobahn

Umweltverband BUND hält an Widerstand gegen A14 im Norden Sachsen-Anhalts fest

  • Hendrik Lasch, Magdeburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Planer der Autobahn 14 in der Altmark haben die vom Bundesverwaltungsgericht gestellten Hausaufgaben erledigt, sagen Sachsen-Anhalts Landesbehörden. Naturschützer sind skeptisch.

An der »grünsten Autobahn Deutschlands« geht es »zügig voran«: Diese Botschaft verbreitet pünktlich zum Wahlkampf Thomas Webel, Verkehrsminister in Sachsen-Anhalt. Der CDU-Politiker präsentierte jetzt einen 159 Seiten dicken Änderungsbeschluss, mit dem Hausaufgaben abgearbeitet wurden, die Anfang 2014 das Bundesverwaltungsgericht erteilt hatte. Es hatte über eine Klage des Naturschutzverbandes BUND geurteilt, die sich gegen den elf Kilometer langen Abschnitt zwischen Colbitz und Dolle richtete. Die Unterlagen werden nun öffentlich ausgelegt. Er hoffe, sagte Webel, »dass niemand klagen wird«.

Selbst wenn Webels Wunsch in Erfüllung geht: Als »zügig« kann der Baufortschritt an der Trasse in der Altmark nicht bezeichnet werden. 97 Kilometer lang ist das sachsen-anhaltische Teilstück der Autobahn, die Magdeburg mit Schwerin und Wismar verbinden soll; befahrbar sind erst sechs Kilometer zwischen Wolmirstedt und Colbitz. Mit dem Bau der Verlängerung wird frühestens begonnen, wenn das Bundesgericht über eine noch anhängige Klage gegen den folgenden Abschnitt entschieden hat, der bis Lüderitz reicht. Das Verfahren ruhte und wird erst aufgegriffen, wenn die nun präsentierten Pläne rechtskräftig sind. Beide Abschnitte müssen zusammen gebaut werden, weil erst in Lüderitz die Autos wieder auf die Bundesstraße 189 geführt werden können.

Deren dreispuriger, durch neue Ortsumfahrungen ergänzter Ausbau würde nach Ansicht des BUND ausreichen, um die Altmark besser für den Verkehr zu erschließen. »Das ist aus unserer Sicht weiter aktuell«, sagt Landesgeschäftsführer Oliver Wendenkampf. Im Bundesverkehrswegeplan ist jedoch der Autobahnbau verankert; auch das Gericht stellte diesen nicht infrage. Für die viel breitere und daher ökologisch problematischere Autobahntrasse verlangt der BUND Schutzmaßnahmen - und zieht, wo er sie nicht genügend umgesetzt sieht, vor Gericht. Der Verkehrsminister sieht darin eine Strategie, um die Autobahn auszubremsen. Umweltverbände, sagt Webel, hätten »erkannt, dass man mit dem Naturschutz bei der Verhinderung von Infrastrukturprojekten viel erreichen kann«.

Wenn Webel über Orchideenarten wie das Kleine Knabenkraut oder Vögel wie den Ziegenmelker redet, geschieht dies denn auch in spöttischem Tonfall. Doch immerhin suchen die Planer nach Varianten, die den strengen gesetzlichen Vorgaben gerecht werden. Entlang der A14 werden vier Grünbrücken gebaut, dazu Leiteinrichtungen für Fledermäuse oder Amphibien. 70 Prozent der Bauwerke, heißt es in der Straßenbaubehörde, seien ökologisch motiviert.

Während Webel nun zuversichtlich ist, dass bis 2017 durchgehend Baurecht besteht und die A14 bis 2020 gebaut ist, bleibt Wendenkampf skeptisch: »Über die wirklich kniffligen Vorhaben reden wir noch gar nicht.« Hartes Tauziehen wird es vor allem um die Querung der Elbe an der Landesgrenze zu Brandenburg sowie des Mittellandkanals nördlich von Magdeburg geben. Ob letztere per Brücke oder Tunnel erfolgt, hält selbst Webel für offen; der BUND will aber erreichen, dass ein bereits vierspurig ausgebauter Abschnitt der B189 genutzt wird.

Den Bau einer gesonderten Trasse für die A14 lehnen auch Landwirte ab, die wertvolle Böden nicht versiegelt sehen wollen. Es gebe also, sagt Wendenkampf, »viele potenzielle Kläger«.

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