Aus Berlin aufs Land

Harald Petzold will Havelland-Landrat werden - SPD-Urgestein Burkhard Schröder gibt auf

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Seit 2013 sitzt Harald Petzold für die LINKE im Bundestag. Jetzt zieht es den Mann, der ab 1990 PDS-Abgeordneter im Potsdamer Landtag war, zurück nach Brandenburg.

Als Harald Petzold von seiner Partei Ende Januar mit 97,9 Prozent zum Kandidaten für das Landratsamt in Rathenow gewählt wurde, gab es kein Zurück mehr. Der Mann aus Falkensee hatte es zuvor nach mehreren Anläufen 2013 in den Bundestag geschafft. Nun aber will er sich zurückkämpfen ins Brandenburgische.

Es ist eine außerplanmäßige Landratswahl, die am 10. April im Havelland stattfinden soll, denn die Amtszeit des seit zweieinhalb Jahrzehnten amtierenden und damit dienstältesten Landrates in Brandenburg, Burkhard Schröder (SPD), endet eigentlich erst 2017. Schröter hatte seinen vorfristigen Rücktritt im November mit persönlichen Gründen erklärt. Allerdings war Schröder im vergangenen Herbst seiner eigenen Partei aufgefallen, weil er mit AfD-Vertretern Gespräche geführt hatte. Danach war alles sehr schnell gegangen.

»Harald wird eine gute Figur im Wahlkampf machen und den Leuten eine Alternative zu den beiden großen etablierten Parteien bieten«, sagte Andrea Johlige, die für die LINKE im Kreistag und im Landtag sitzt. Der 53-jährige Landratskandidat ist im Kreistag stellvertretender Fraktionschef und blickt auf eine illustre Parteikarriere zurück. 1990 saß der studierte Lehrer für Deutsch und Musik für die PDS im Potsdamer Landtag, erlebte dort die heißen ersten neun Jahre der Nachwendezeit. Dann zog es ihn - inzwischen auch umgeschult - wieder in die Schule. Doch Lehrer für politische Bildung blieb er nicht lange. Wie für viele andere gilt auch für ihn: Politik kennt Haftflächen. 2005 wurde Petzold Leiter des Büros der LINKE-Bundestagsabgeordneten Kirsten Tackmann. Im Februar 2010, nach Bildung der ersten rot-roten Landesregierung, begann er eine Tätigkeit als Referent im Ministerium für Wirtschaft und Europa-Angelegenheiten des Landes Brandenburg. Dort war er zunächst für Strategische Kommunikation und später für die Reden des Ministers sowie die Beantwortung von Bürgerzuschriften verantwortlich. Seit 2013 kam er über die Landesliste seiner Partei in den Bundestag und betreute den Wahlkreis 58 Oberhavel - Havelland II sowie den Landkreis Barnim.

Als Landrat werde er sich für mehr Mitbestimmung der Ehrenamtler und die kostenfreie Schülerbeförderung einsetzen, versprach der Kandidat. »Außerdem sollte es in jeder Schule einen Sozialarbeiter als Ansprechpartner geben«, so der einstige Lehrer. Auf Kreisebene sollten ein Jugendparlament, ein Seniorenbeirat und einen für Menschen mit Behinderung gebildet werden. Die erfolgreichen kreislichen Unternehmen sollten Tariflohn zahlen, findet er. Nach Jahrzehnten der SPD-CDU-Zählgemeinschaft müsse ein neuer Wind wehen. Ausreichend Wohnraum müsse es für sozial Schwache aber auch für Asylbewerber geben - eine schwierige Aufgabe, der sich Petzold stellen will. Sie umzusetzen, stellt er sich eine kreiseigene Wohnungsgesellschaft vor.

Gegen Petzold antreten werden der langjährige Wissenschafts-Staatssekretär Martin Gorholt (SPD) und Vize-Landrat Roger Lewandowski (CDU) sowie für die Grünen Petra Budke. Offen ist, wie sich die Haltung der Kandidaten zur bevorstehenden Kreisgebietsreform auf das Wahlergebnis auswirken wird. SPD und LINKE stellen in Potsdam die Regierungskoalition und betreiben ein Vorhaben, das in den Weiten des Landes nicht allzu viele Freunde hat. Leichter hat es da die CDU des Kreises, die erklären ließ, dass »die von der rot-roten Landesregierung vorgesehene Kreisgebietsreform aus Sicht des Landkreises Havelland völlig unnötig ist«. Der LINKE-Kandidat dazu: »Die Debatte wird viel zu wenig mit Blick auf die Aufgabenverteilung geführt, da geht es immer nur um die Zahl der künftigen Kreise.« Tatsache sei für ihn, dass nicht alle heutigen Landkreise eine Verwaltungsstruktur aufweisen, die eine effektive Lösung künftiger Aufgaben verspreche. Der Landkreis Havelland mit seiner Berlinnähe sei davon allerdings weniger betroffen.

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