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Eliten und Rebellen

US-Independent-Filme

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 3 Min.

In »Die Tribute von Panem« gab Julianne Moore noch die rücksichtlose Anführerin der Rebellen gegen die Diktatur. Im Panorama stellt sie nun »Maggies’s Plan« vor, Rebecca Millers beschwingte Komödie um den Selbstfindungsprozess einer jungen New Yorkerin. Der Film gehört zu einer kleinen Werkschau des US-amerikanischen Independent-Kinos, das seine Wurzeln an der US-Ostküste hat und mit Jim Jarmusch oder Julian Schnabel in den 1990er Jahren seine erste Blütezeit erlebte.

Das Panorama hat vier feinfühlige und wirklichkeitsnahe Coming-Of-Age- und Familiengeschichten ausgewählt. Zwei Filme führen an exklusive US-Elite-Colleges, für die Eltern eisern sparen müssen. Studenten aus ärmeren Familien können Stipendien ergattern wie der jüdische Metzgersohn Marcus Metzner in »Indignation«, dem Regiedebüt von Produzentenlegende James Schamus (»Brokeback Mountain«) nach dem Roman von Philip Roth. Der Freigeist und Atheist rebelliert gegen die geforderte Anpassung an die ethischen Normen seiner kleinbürgerlichen Familie und der Uni. Doch er zerbricht an der Doppelmoral, die die konservative McCarthy-Ära prägte.

Dieses System der Eliteformung spuckt jene aus, die sich seinem Konformismus und Anpassungsdruck verweigern. Das hat sich bis heute kaum verändert. An den Elite-Colleges werden jene Netzwerke geknüpft, die später ein Fortkommen in Politik oder Wirtschaft ermöglichen. Elitäre Studentenverbindungen sind für Kinder aus der Mittelklasse die Chance, Zugang zum Kreis der Sprösslinge der etablierten Familien zu erlangen. Auch der schüchterne Brad will in »Goat«, dem berührenden Spielfilmdebüt von Andrew Neel, dazu gehören. Der 19-Jährige hat sich gerade von den psychischen Folgen nach einem brutalen Überfall erholt. Er erträgt die brutalen und menschenverachtenden Demütigungen des Aufnahmerituals einer solchen Burschenschaft lange, während sein älterer Bruder bereits mental Abstand von dem Drill für eine rücksichtslose Ellenbogengesellschaft genommen hat. Beide Filme erzählen vom Erwachsenwerden junger Männer und ihrer Desillusionierung.

Auch »Little Men« von Ira Sachs betrachtet die US-amerikanische Welt aus der Sicht von Teenagern. Die 13-jährigen Jake und Tony verbindet eine lose Freundschaft, die vom Streit ihrer Eltern überschattet wird. Tonys Mutter betreibt seit Jahren ein kleines Ladengeschäft in Brooklyn, das sie sich nur auf Grund der niedrigen Miete leisten kann. Als Jakes Eltern einen neuen Vertag anbieten, kommt es zum Zerwürfnis. Sehr einfühlsam wird über den privaten Konflikt der Prozess der Gentrifizierung eingefangen.

»Maggie’s Plan« ist eine Liebeserklärung an New York. Julianne Moore und Greta Gerwig buhlen um den gleichen Mann, einen Schriftsteller, den Ethan Hawke als selbstgerechten Charmeur anlegt. Millers Film besticht durch seinen beschwingten, leichten Ton. Mit den anderen für dieses Panorama-Programm ausgewählten Titel verbindet ihn, dass er das Leben einfängt, wie es ist.

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