Am besten einfach rein da!

Beim 2:0-Erfolg gegen Porto in der Europa League feiert Nuri Sahin eine starke Rückkehr

  • Andreas Morbach, Dortmund
  • Lesedauer: 3 Min.
Borussia Dortmund will in der Europa League unbedingt ins Finale. Seit Donnerstag können sie dabei wieder auf Nuri Sahin bauen.

Selbst Thomas Tuchel war nach absolviertem Pflichtprogramm bereits längst in die Nacht entschwunden, als auch Nuri Sahin schließlich den Dortmunder Fußballtempel verließ. Der schmale Mittelfeldspieler brauchte nach dem 2:0 gegen den FC Porto etwas mehr Zeit als die Kollegen. Aber es hatte ja auch 355 Tage gedauert, ehe der gebürtige Lüdenscheider nach langer Verletzungspause wieder im Borussen-Dress in Erscheinung treten konnte. Einen wichtigen Beitrag zu diesem Comeback hatte zuvor Tugba Sahin geleistet.

Die Frau des Dortmunder Profis hatte offenbar geahnt, was Trainer Tuchel zum Start in die K.o.-Phase der Europa League im Schilde führte. »Er hatte eine Idee, hat mich einfach hineingeschmissen. Zum Glück hatte meine Frau den Geistesblitz, dass ich heute eventuell dabei sein würde, und kam auf die Idee, meinen Koffer zu packen und in mein Auto zu legen«, erzählte Sahin vom funktionierenden Familienbetrieb. Zum Training am Donnerstagvormittag war der 27-Jährige noch »in Privatklamotten« erschienen.

Hartnäckige Adduktorenprobleme warfen Sahin in den vergangenen Monaten immer wieder zurück, am Wochenende plagte ihn zu allem Überfluss noch eine Mandelentzündung. Erst am Mittwoch durfte er wieder mittrainieren - doch weil plötzlich der grippekranke Kollege Ilkay Gündogan passen musste, übernahm Sahin zusammen mit Julian Weigl die Arbeit im defensiven Mittelfeld. Und er spielte, als habe es die lange Leidenszeit nie gegeben: Hochkonzentriert, mit gutem Auge für Raum und Mitspieler organisierte er den Spielaufbau der Schwarz-Gelben, nach einer Stunde erklärte Tuchel die gelungene Rückkehr für beendet und wechselte ihn aus.

Eigentlich wollte der Cheftrainer Sahin zunächst in einem Testspiel wieder Wettkampfluft schnuppern lassen, fand aber keinen passenden Termin. Zudem ließ der Spieler, der im Januar 2013 von Real Madrid zurück nach Westfalen geholt worden war, seinen Trainer wissen, ein Wiedereingewöhnungskurs sei überflüssig. »Ich konnte ihn nicht mehr zurückhalten. Er brennt seit Wochen darauf zu spielen«, berichtete Tuchel, ehe er Sahin sein persönliches Gütesiegel verpasste: »Er war fantastisch - immer hellwach, passsicher. Ein schlauer Spieler mit gutem Gespür dafür, wo es Überzahl gibt. Das war schön anzuschauen.«

Das galt für den Dortmunder Auftritt im Ganzen, entsprechend gut stehen die Chancen, beim Rückspiel am Donnerstag in Nordportugal das Achtelfinale zu erreichen. Der frühere Borussia-Trainer Ottmar Hitzfeld äußerte vorab, Ziel der Borussia müsse es in diesem Jahr sein, die Europa League zu gewinnen. Und der noch titellose Marco Reus bekannte offensiv, er wolle ins Endspiel.

Diesen frisch entfachten Finaldrang bekam nun die Qualitätself aus Porto zu spüren, die gegen Tuchels Team nie ins Spiel fand. »Wir haben gezeigt, dass wir in diesem Wettbewerb sehr weit kommen wollen«, freute sich Mats Hummels, dann überlegte er: »Zu Null im Heimspiel, zwei Tore Abstand - das ist ziemlich perfekt.« Neben den rosigen Aussichten genoss es der Kapitän sichtlich, dass Sonntagsgegner Leverkusen zur selben Stunde 2000 Kilometer entfernt in Lissabon noch der Rasenarbeit nachging. »Das ist das nächste knackige Spiel. Leverkusen spielt eine gute Rückrunde - wir wissen, was da auf uns zukommt«, sagte Hummels und kündigte an: »Wir werden versuchen, den Kräfteverschleiß auszunutzen, der bei Bayer in dieser Runde womöglich etwas größer ist.«

Eine potenzielle Hilfe bei diesem Plan ist Nuri Sahin. »Für mich kam der Einsatz gegen Porto sehr überraschend. Aber das war genau das, was ich gebraucht habe: Nicht nachdenken, einfach rein«, betonte der Mittelfeldakteur, dessen Wert auch Hummels kennt. »Er hat gezeigt, dass er einfach ein herausragender Kicker ist«, lobte der Nationalverteidiger und schloss: »Für uns ist das großartig, denn so haben wir noch eine weitere Option.«

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